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Der moderne Gaucho

Die Landwirtschaftskammer lädt zum Thema Mutterkuh- und Rinderhaltung auf Weiden und Naturschutzflächen als ganztägiges Seminar in Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein im Grünen Zentrum in Bredstedt ein, und zwar am 24. September um 9 Uhr.

Per Pferd ist ein schonender Arbeitseinsatz für Tier und Weideflächen gewährt. Foto: Doris Schulte Südhoff

Das ausführliche Programm können Sie hier downloaden. Treffpunkt für die Teilnehmer ist die Aula der Landwirtschaftskammer in Bredstedt. Der Teilnehmerbeitrag von 60 Euro beinhaltet auch die Verpflegung. Zur besseren Planung bitten wir um Anmeldung bis zum 17. September über das BNUR oder ivolquardsen@lksh.de.

Die Mutterkuhhaltung repräsentiert einen Teil der deutschen Rinderhaltung. Frei werdende Grünland- und Naturschutzflächen, die nicht in Konkurrenz zur Milchviehhaltung stehen, werden häufig zum Aufbau von Mutterkuhherden mit dem Ziel der Erzeugung von Rindfleisch in bester Qualität genutzt. Tiere das ganze Jahr über auf der Weide zu halten, ist häufig anspruchsvoller als gedacht.

Weidepflege und Tieransprüche
Das überschüssige Futter aus den Frühjahrsaufwüchsen muss konserviert werden, sodass es als Winterfutter zur Verfügung steht. Darüber hinaus sollte die Weidefläche gepflegt werden, damit genügend Futter vorhanden ist und die Flächen  nicht verbuschen und zu stark verunkrauten. Als Bedarf an sauberem Tränkwasser gilt ein Richtwert von zirka 50 l pro Mutterkuh. Ohne Witterungsschutz, den alle Tiere gleichzeitig nutzen können, geht es jedoch nicht; optimal sind natürliche Bäume und Sträucher sowie ein trockener Liegeplatz bei Nässe und Kälte. Zum Thema Tiergesundheit und Haltungsansprüche der Rinder wird Dr. Ole Lamp Fachbereichsleiter Rinderhaltung der Landwirtschaftskammer Schleswig Holstein referieren.

Neben den Ansprüchen der Tiere gilt es auch, die Ansprüche des Menschen zu berücksichtigen, da der Umgang mit Mutterkühen nicht immer unproblematisch vonstattengeht. Weidetiere müssen gegen Parasiten behandelt werden, Klauenpflege betrieben werden und geimpft bzw. geblutet werden. Maike Tralau, Mitarbeiterin der Sozialversicherung für Landwirtschaft Forsten und Gartenbau, stellt mobile Fang- und Fixieranlagen vor, weiterhin referiert sie über die Sinneswahrnehmung der Rinder, sodass das Verhalten der Rinder auch für Nichtlandwirte verstehbar wird.

Tiere selektieren per Pferd
Das Einfangen, Umtreiben, Sortieren und behandeln der Rinder in Fangeinrichtungen ist auf großen Flächen oder in Naturschutzgebieten oft eine sportliche Höchstleistung für die Landwirte und deren Familien. Oliver Kraft wird mit seinem Pferd auf dem Betrieb Brümmer im Sophie-Magdalenen-Koog an einer kleinen Herde praktisch demonstrieren, wie mit dem Pferd an den Rindern gearbeitet werden kann. Das Arbeiten mit Pferden auf Weideflächen, speziell in Landschaftsschutzgebieten verhindert Flurschäden, die beim Einsatz von motorisierten Hilfsmitteln oft auftreten. Die psychische Belastung der Herde wird durch den Einsatz von Pferden minimiert. Die Herde kann so in ruhiger Atmosphäre gearbeitet werden.  Das Treiben von Bullen, trennen der Kälber von den Mutterkühen und das Trennen der Herde beziehungsweise Verbringen einzelner Tiere in den Fangstand, stellen eine extreme Verletzungsgefahr der Helfer da, die durch den gezielten Einsatz von Pferden minimiert werden kann.

Schlachtqualität und Vermarktung                                      
Uwe Burmeister, Landschlachter und Mutterkuhhalter berichtet über die Qualität vom Schlachtkörper von Weidetieren und geht noch einmal besonders auf die Qualität der Lebern ein. Die Landschlachterei aus Viöl nimmt bei dem Projekt "Uthlande-Produkte", dem Verein der Holsteiner Schinken, dem Förderverein "Feinheimisch" und dem Genießerland Schleswig-Holstein teil. Die Vermarktung der Rinder ist natürlich maßgebend für den Erfolg der Rinderhaltung.

Artenvielfalt fördern
Durch die Beweidung von Naturschutzflächen entstehen in vielen Gebieten kurzrasige Flächen, die gerne von Staren, Kiebitzen und Bachstelzen sowie Laufkäfern und Heuschrecken  genutzt werden. Der Dung von Weidetieren ist entscheidend für das Leben auf den Weiden. Heutzutage werden viele Weidetiere aus hygienischen und tierschutzrechtlichen Gründen mit Wurmmitteln behandelt. Leider haben diese den Nebeneffekt, dass sie es kotfressenden Insekten unmöglich machen den Kot zu nutzen. Bei einem geringeren Einsatz oder sogar Verzicht auf die Medikamente entwickelt sich jedoch eine ganze Gemeinschaft von angepassten Insekten, die wiederum als Futtergrundlage für Vögel und Fledermäuse dienen. Durch die Trittlöcher der Rinder entstehen kleinräumige Störungen und somit Lebensräume für Arten, die auf diese Störungen angewiesen sind. Dazu gehören auch kleine Gewässer, in denen sich viele Amphibien wie Kreuzkröten und Kammmolche wohlfühlen. Inke Rabe, Mitarbeiterin des LLUR Flintbek wird über die Einflüsse der Beweidung auf die Artenvielfalt auf den Weiden und den Naturschutzflächen berichten.