Markt aktuell

Mischfutterhersteller stehen vor hohen Überkapazitäten

DVT-Präsident erwartet Betriebsschließungen

Die deutsche Futtermischer mussten 2023 nur noch leichte Rückgänge verkraften. Dafür erwartet der DVT-Präsident nun mehr Betriebsschließungen. Die Branche habe zu hohe Kapazitäten.
Wie der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) auf seiner Jahrespressekonferenz am Dienstag berichtete lag die Gesamtmenge bei 21,7 Mio. t und damit rund 360.000 t unter dem Vorjahr.
Die Rückgänge betreffen insbesondere das Schweinesegment: Mit einer Reduzierung um rund 500.000 t (gesamt: 8,0 Millionen Tonnen) stellt dieser Bereich aber weiterhin den Großteil der gesamten Abnahme dar. Bei Wiederkäuern (+100.000 Tonnen / 6,5 Mio.) und Geflügel (+80.000 Tonnen / 6,3 Mio.) stiegen die Umsätze leicht an, erklärte DVT-Präsident Cord Schiplage.
Er zeigte sich zuversichtlich, dass nun die Zeit der starken Rückgänge vorbei sei. Die Zahl der Mischfutterbetriebe sank zum Vorjahr „nur“ um fünf auf nun 276 Unternehmen. Schiplage befürchtet aber, dass für die Futtermittelbranche größere Veränderungen anstehen. „In den nächsten Jahren könnten sich noch dramatischere Anpassungen zeigen“, so seine Befürchtung. Die Umsätze der deutschen Mischfutterhersteller sanken im Kalenderjahr 2023 von rund 10,5 Mrd. € auf 9,4 Mrd. €. Nach dem Anstieg der Rohstoff- und Energiekosten und den damit verbundenen direkten Auswirkungen auf die Futtermittelpreise und den Umsatz im Vorjahr führen der Preis- und Wettbewerbsdruck sowie die ausreichende Rohstoffverfügbarkeit auf dem Weltmarkt nun zu einem Umsatzrückgang.
Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der Geschäftsführung des DVT äußert Bedenken zu der EU-Entwaldungsverordnung, die ab 2025 greifen soll. Die Einzelheiten zur Rückverfolgung seien immer noch offen oder teilweise nicht umsetzbar und müssten aus unerklärlichen Gründen auch nach dem Import im weiteren Verlauf ständig mitgeführt werden.
Baaken relativierte zudem die Bedeutung des davon betroffenen Sojaschrots. Laut den statistischen Erhebungen ist Sojaschrot mit einem durchschnittlichen Anteil von knapp 12 % im Mischfutter enthalten, Tendenz fallend. 77 % des in Deutschland verwendeten Sojas in der Mischfutterherstellung stammen aus Regionen mit geringem Entwaldungsrisiko. Mit rund 70 % ist Brasilien dabei das wichtigste Herkunftsland. DVT-Sprecher Baaken ging noch kurz auf das Thema nachhaltige Finanzierung (Sustainable Finance) ein. Mit Sorge beobachte er, dass die Banken neben Finanzkennzahlen auch Nachhaltigkeitskriterien für die Kreditvergabe stärker diskutierten. „Wenn wir nicht aufpassen, werden demnächst keine Ställe mehr mit Haltungsform 1 und 2 finanziert“, warnte er. Die Mischfutterbranche müsse sich gegen unsinnige Bewertungskriterien wehren. (topagrar)