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Tierwohl: Ab 1. Januar neue Auflagen beim Kastrieren von Ferkeln – Futterkamp zeigte 150 Landwirten heute den Eingriff unter Narkose

Schweinehalter stecken in einer Zwickmühle: Einerseits wird das Kastrieren der Ferkel von Verbrauchen kritisch betrachtet, andererseits möchte niemand Eberfleisch auf dem Teller haben, das unangenehm schmeckt oder riecht. Das kann bei unkastrierten Ferkeln durchaus der Fall sein.

Ferkel im Narkosegerät vor dem Krastrieren. Foto: Isa-Maria Kuhn, Landwirtschaftskammer

Es gibt künftig vier Möglichkeiten, wie betroffene Betriebe im neuen Jahr mit der Problematik umgehen können. Einer davon ist der Eingriff unter Isofluran-Narkose. Den hat die Landwirtschaftskammer am Vormittag in ihrem Kompetenzzentrum für Tierhaltung in Futterkamp in Blekendorf (Kreis Plön) demonstriert. Der überwiegende Anteil der männlichen Ferkel wird momentan unter Gabe eines Schmerzmittels im Alter bis acht Tage kastriert. Ab Januar 2021 ist damit Schluss. Vier Verfahren hat der Gesetzgeber dann zugelassen als Alternative zur betäubungslosen Kastration:

  1. Ebermast (keine Kastration)
  2. Immunokastration (keine Kastration, sondern Impfung)
  3. Injektionsnarkose (chirurgische Kastration, Narkose muss vom Tierarzt durchgeführt werden)
  4. Inhalationsnarkose mittels Narkosemittel Isofluran (chirurgische Kastration, Landwirt kann nach Erwerb eines Sachkundenachweises Narkose selbst durchführen)

Landwirte müssen sich betriebsindividuell für eine Methode entscheiden, die Kammer informiert über alle Methoden und unterstützt somit bei der Entscheidungsfindung. Heute nun hat sie im Rahmen ihrer Baulehrschau theoretisch und dann praktisch unter Begleitung eines Tierarztes vorgeführt, wie die Inhalationsnarkose mittels Narkosemittel Isofluran funktioniert. Dabei wurden 120 Ferkel aus dem Lehr- und Versuchszentrum an den fünf verschiedenen Inhalationsgeräten in Narkose gelegt und dann der Eingriff vorgenommen. Nun können sich Landwirte für ein Fabrikat entscheiden – diese kosten immerhin rund 10.000 € – oder wählen dann vielleicht doch einen der anderen drei Wege.

Eine solche Vorführung, die dem Landwirt mehrere Geräte in der Praxis zeigt, ist einmalig, sagte Claus-Peter Boyens bei der Eröffnung des heutigen Bau- und Energielehrschautages. Der Leiter des Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Kammer forderte die Teilnehmer auf, sich nach dem offiziellen Teil mit den Firmen auszutauschen, um weitere Informationen zu erhalten.

Partner der heutigen Vorführung

Folgende von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zertifizierten Geräte kamen in Futterkamp am Vormittag zum Einsatz:
1. „Anestacia“, GDO Precision Technology GmbH, Bühlertal,
2. „PigNap 4.0“, BEG Schulze Bremer GmbH, Dülmen,
3. „Porc-Anest 3000“, Promatec Automation AG, Schweiz,
4. „PigletSnoozer“, Pro Agri, Schweiz und 5. „MS Pigsleeper“, Schippers GmbH, Kerken.

Schweinehaltung in Schleswig-Holstein

Insgesamt halten knapp 900 Betriebe in Schleswig-Holstein Schweine. Allerdings geht aktuell der Anteil an Sauenhaltern zurück. Insbesondere die Planungssicherheit sehen die Betriebe derzeit nicht gegeben, etwa die Haltungsanforderungen in der Abferkelbucht. Hier sind Entscheidungen vonseiten der Politik notwendig, um Rechtssicherheit zu schaffen.

Im Mittel halten die Sauenhalter in Schleswig-Holstein ca. 350 Sauen und verkaufen 30 Ferkel pro Sau und Jahr. Mastschweinehalter halten im Mittel ca. 1.600 Schweine in ihren Ställen. Pro Jahr finden mehrere Mastdurchgänge statt. 

Baulehrschau einmalig im Norden

Die Baulehrschau in Futterkamp ist eine ganzjährige Einrichtung bei der Landwirtschaftskammer und in ihrer Form im Norden einmalig. Sie kann jederzeit nach Absprache jedoch ohne Termin am zweiten Donnerstag im Monat besucht werden. Für die bautechnische Beratung stehen Fachberater der Landwirtschaftskammer und Firmenvertreter zu den Themen der Schweine-, Rinder- und Pferdehaltung sowie der Energietechnik zur Verfügung. Die Bau- und Energielehrschau bietet auf über 3.500 m2 zukunftsweisende und zugleich praxisgerechte Lösungen zum Thema Bauen und Energie in der Landwirtschaft. Sie bietet damit auch außerhalb der großen Messen wie der Norla Informationen rund um Energie- und Stalltechnik. Die Landwirte kennen den Termin und werden in der Fachpresse darüber informiert. Zur ständigen Ausstellung kommen nach Bedarf  Sonderschauen oder Themen wie Bewegungsbuchten für Sauen, Erneuerbaren Energien, Rinderzucht oder mobile Hühnerställe. 

Verantwortlich für diesen Pressetext: Isa-Maria Kuhn, Pressesprecherin Landwirtschaftskammer Schleswig Holstein, Tel.: 04331-9453-111, 0170-6343-970 ikuhn@lksh.de