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Forstabteilung der Kammer arbeitet seit 100 Jahren nachhaltig und astrein

Am Vormittag haben Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht in Anwesenheit des Waldbesitzerverbands, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und rund 150 Gästen, darunter zahlreiche Landtagsabgeordnete, eine Eiche in Bad Segeberg gepflanzt. Anlass war das 100-jährige Bestehen der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer. Zur Erinnerung haben sie dort heute auch einen schönen Findling mit dem Gründungsdatum enthüllt.

Gespendet von einem Lohnunternehmer aus Kükels, der Gedenkstein, der am 27. Januar anläßlich des hundertjährigen Jubiläums der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holsteis von Dr. Christian Schadendorf, Hans-Caspar Graf zu Rantzau, Dr. Christel Happach-Kasan, Minister Jan Philipp Albrecht und Kammerpräsidentin Ute Volquardsen (v.l.) enthüllt wurden. Foto: Isa-Maria Kuhn

Bei der Feierstunde erinnerte Kammerpräsidentin Ute Volquardsen an die zurückliegenden Ereignisse: „Am 1. Oktober 1919, vor gut 100 Jahren, wurde die heutige Forstabteilung, damals als „Geschäftsstelle für Forst- und Jagdwirtschaft“, auf Anregung von Christian Graf zu Rantzau aus Rastorf gegründet und mit zunächst zwei Förstern der Landwirtschaftskammer angegliedert. Genau drei Tage vorher war der Waldbesitzerverband Schleswig-Holstein gegründet worden. Dieses waren ganz offenbar konzertierte und fundamentale Weichenstellungen für den Wald in Schleswig-Holstein, geboren aus den Folgen des 1. Weltkrieges. Schon damals war erklärtes Ziel, die privaten und kommunalen Eigentümer beim Wiederaufbau ihrer Wälder zu unterstützen“, so die Präsidentin. 

Vergangene Probleme des Waldes

Die vergangenen 100 Jahre waren nicht arm an immer neuen, schweren Krisen des Waldes in Schleswig-Holstein, oft verbunden mit Schäden, Waldverlusten, Übernutzungen bis hin zu Verwüstungen und Holzplünderungen:

  • Waldflächenverlust des Landesteils Nordschleswig als Folge des 1. Weltkrieges,
  • starke Holzübernutzungen der Weltwirtschaftskrise 1929-1933,
  • Kriegswirtschaft der Nazizeit,
  • nach dem 2. Weltkrieg:
    - Reparationshiebe mit gigantischen Kahlschlägen
    - große Brennholzhiebe für die frierende und ausgebombte Bevölkerung Hamburgs
    - umfassende Wiederaufforstungen der Kahlflächen,
  • Waldsterben in den 1980er Jahren, verursacht durch Luftschadstoffe der Heizkraftwerke.
  • Aktuell ist der Wald in seiner Existenz durch den Klimawandel bedroht (Sturm, Dürre, Hitze, Schädlinge).

Wald hierzulande größer, älter, vielfältiger als je zuvor

Diese großen Herausforderungen wurden seit 100 Jahren mithilfe der damals gemeinsam gegründeten Strukturen erfolgreich bewältigt. Tatsächlich so erfolgreich, dass die Kammer heute feststellen kann, dass der Wald in Schleswig-Holstein größer, älter, vielfältiger, naturnäher, vorratsreicher und wertvoller ist, als er es seit dem späten Mittelalter jemals war. Vor 100 Jahren lag die Waldfläche bei 7 %, heute sind es 11 %, das ist ein Plus von immerhin 55.000 ha (110.000 Fußballfelder). Mit knapp 2/3 seiner Waldfläche hat Schleswig-Holstein den höchsten Laubwaldanteil aller Bundesländer. 87 % sind Mischwälder. Heute steht viermal so viel Holz im Wald wie vor 50 Jahren – bei gleichzeitiger jährlicher, nachhaltiger Nutzung des wertvollen Rohstoffs Holz.

„Die damalige Gründung dieser Strukturen hat sich damit als absolut richtig und weitsichtig erwiesen. Nur in Niedersachsen und Schleswig-Holstein wurde die Privatwaldbetreuung unabhängig von staatlichen Institutionen bei den Landwirtschaftskammern verankert. Alle anderen, viel waldreicheren Bundesländer, wählten dagegen die direkte staatliche Betreuung (sogenannte Einheits-Forstämter). Diese staatliche Beförsterung nicht-staatlichen Waldes ist aber in den vergangenen Jahren aus kartellrechtlichen Gründen gescheitert, während der norddeutsche, oft etwas belächelte „Sonderweg“ plötzlich als Musterbeispiel für Andere dasteht,“ führte Ute Volquardsen weiter aus. Sie bedankte sich bei allen Mitstreitern: Bei allem berechtigten Stolz auf die Leistungen der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer sei klar, dass es nur gemeinsam mit dem klaren Willen und dem finanziellen Einsatz der vielen, oft kleinen Waldbesitzer möglich war. Gleiches gelte für zahlreiche weitere Partner, wie Baumschulen, Forstunternehmer und Holzkäufer.

Auch wenn man es selten hört, es muss statt der sonst üblichen Kritik auch einmal gesagt werden: „Auch die Weichenstellungen der Politik, die Verwaltung und ganz besonders der Steuerzahler haben diese Leistungen erst ermöglicht. Daher möchte ich im Namen der Forstabteilung meinen tiefen Dank an unsere zahlreichen Partner für 100 Jahre intensives Miteinander zum Ausdruck bringen“, sagte sie.

Zahlen und Fakten zur Forstabteilung

Die Forstabteilung hat mittlerweile 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 20 Forstleute. Neben der klassischen fachgerechten Beratung, Betreuung und Förderung des nicht-staatlichen Waldbesitzes sind in 100 Jahren neue Aufgaben und vielfältige Angebote zu deren wirtschaftlichen Stärkung hinzugekommen. Diese Themen sind:

  • Ökokonten
  • Planungen und Gutachten
  • Baumkontrollen zur Verkehrssicherung
  • Naturerlebnis Grabau (Naturerlebnisstätte für Kinder im Kreis Stormarn)
  • Baumpatenschaften
  • Waldbestattung

Die Landwirtschaftskammer unterstützt den privaten und kommunalen Waldbesitz auf zusammen zwei Drittel der Waldfläche Schleswig-Holsteins, also ca. 112.000 ha (224.000 Fußballfelder). Das Ziel sind auch heute der Schutz und die Weiterentwicklung dieser heimischen Wälder, um seine Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen nachhaltig zu sichern.

Die Kammer ist ferner forstliche Aus- und Weiterbildungsstätte für Schleswig-Holstein und Hamburg mit ihrer Lehranstalt für Forstwirtschaft in Bad Segeberg (LAF). Diese ist auch der Standort der Landesberufsschule für die Forstwirtausbildung. Knapp 50 Schüler hat die LAF derzeit.

Wald in Zeiten der Klimakrise

Derzeit ist der Wald oft als Mittel im Kampf gegen die Erderwärmung in der Diskussion. Er ist nicht nur Erholungsraum für die Gesellschaft und artenreich, sondern auch Wasserspeicher und CO2-Senke. Dazu sagte die Präsidentin der Kammer: „Wir alle hier werden erneut dringend gebraucht, um die Waldschäden zu begrenzen, den Wald zu erhalten und ihn klimastabil umzubauen, damit er auch seine neue herausragende Rolle als Klimaretter möglichst effektiv ausfüllen kann. Unsere Mitarbeiter der Forstabteilung nehmen diese große Herausforderung an und stehen unseren Partnern auch in Zukunft schlagkräftig und gut vorbereitet zur Seite. Wenn es um die sachgerechte Lösung ihrer Probleme vor Ort im Wald geht, sind wir für sie da. Ich bin überzeugt und optimistisch, dass wir mit den historisch bewährten Strukturen und gemeinsam auch diese Waldkrise bewältigen werden. Auch wenn es sicher wieder einige Jahrzehnte dauern wird. Generationenübergreifendes Denken und Handeln ist im Forst üblich. Wir und unsere Nachfolger wollen auch in 100 Jahren zufrieden zurückblicken können auf das Geleistete. Wie der Wald dann aussehen wird, weiß heute keiner, aber es wird ihn mit seinen vielfältigen für uns Menschen so unverzichtbaren Leistungen und Wohltaten auch in 100 Jahren geben. Davon bin ich überzeugt.“

Für den Waldbesitzerverband sprach dessen Vorsitzender Hans-Caspar Graf zu Rantzau auf der 100-Jahrfeier: „Es ist schön, Wald zu besitzen, schwer ihn zu erhalten und wichtig, für ihn Verantwortung zu tragen.“

Für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sprach deren Vorsitzende in Schleswig-Holstein Dr. Christel Happach-Kasan: „Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gratuliert der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer zu ihrem 100-jährigen Bestehen sehr herzlich. Die Forstabteilung ist für uns als Schutzgemeinschaft ein ganz wichtiger Partner. Sie betreut zwei Drittel unserer Wälder in Schleswig-Holstein, bildet aus, berät und entwickelt Initiativen für den Wald. Durch die flächendeckende Präsenz im Land konnten wir mit ihrer Hilfe in jedem Jahr den Waldbesitzer des Jahres küren. Danke dafür. An ihrem Standort in Bad Segeberg wurde ein forstliches Zentrum entwickelt, das ins ganze Land ausstrahlt. Es war eine weit vorausschauende Entscheidung der Landwirtschaftskammer, als sie vor 100 Jahren entschied, im waldarmen Schleswig-Holstein eine Forstabteilung zu gründen. Diese Weitsicht brauchen unsere Wälder.“

Verantwortlich für diesen Pressetext: Isa-Maria Kuhn, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Telefon: 0 43 31 -94 53-111, E-Mail: ikuhn@lksh.de