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125. Hauptversammlung Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein: Finanzen im Plus und Investitionen in die Zukunft der Tierhaltung am Start

Anfang des Jahres hat das Land Schleswig-Holstein beschlossen, die Pensionslasten der Landwirtschaftskammer zu übernehmen. Das sorgte für eine große Entlastung des Kammerhaushaltes und schärfte den Blick auf die großen Zukunftsaufgaben, die in der Landwirtschaft zu bewältigen sind. Mit neuen Ideen und tragfähigen Konzepten will man jetzt weiter in solide Facharbeit investieren, denn die Herausforderungen, die an Landwirtschaft (insbesondere die Tierhaltung), Forst, Fischerei und Gartenbau gestellt werden, sind groß. Die Hauptversammlung wurde erstmals wieder in Präsenz, aber wegen Corona, mit abgespeckter Gästezahl durchgeführt. Der Vorstand mit Präsidentin Ute Volquardsen an der Spitze und dem Geschäftsführer Dr. Klaus Drescher, der nun ein Jahr im Amt ist, präsentieren solide Zahlen.

 

Präsidentin Ute Volquardsen konnte Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht zur Hauptversammlung der Landwirtschaftskammer begrüßen. Foto: Daniela Rixen

Sylvia Bent, Gärtnermeisterin aus Eckernförde, wurde mit überwältigender Mehrheit in den Vorstand gewählt. Foto: Isa-Maria Kuhn

Gute Zahlen vorgelegt
Seit Jahren war der Haushalt der Kammer vom Land nicht genehmigt worden und der Landesrechnungshof hatte wegen der schlechten Finanzlage gemahnt. Die Kammer schließt nun das Jahr 2020 erstmals wieder mit einem positiven Ergebnis von knapp 698.000 Euro ab und auch der Wirtschaftsplan 2022 wird deutlich im Plus ausfallen. Wirtschaftlich steht die Kammer nun also auf sehr soliden Beinen, wobei die Stabilität maßgeblich auf der Pensionsübernahme des Landes Schleswig-Holstein ruht. Der Jahresabschluss 2020 wurde genehmigt, und die Deputierten stimmten dem positiven Wirtschaftsplan 2022 zu. Der Vorstand wurde entlastet.

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen bedankte sich bei der Landesregierung, insbesondere bei dem scheidenden Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht sowie Staatssekretärin Dr. Dorit Kuhnt und dem gesamten MELUND sowie vor allem auch Ministerpräsident Daniel Günther und Finanzministerin Dr. Monika Heinold. „Sie alle haben uns sehr stark zur Seite gestanden“, betonte Ute Volquardsen.

Wirtschaftsplanung 2022
Der Wirtschaftsplan 2022 hat Einnahmen in Höhe von 40,4 Mio. Euro. Diese generieren sich jeweils etwa zu einem Drittel aus der Umlage, Erlösen aus wirtschaftlicher Tätigkeit und öffentlichen Zuwendungen für die Weisungsaufgaben des Landes und der Zielvereinbarung. Bei den Ausgaben sind die Personalkosten mit rund 26,7 Mio. Euro, inklusive der Weisungsaufgaben Pflanzenschutz und Verbringungsverordnung, hervorzuheben. Der sonstige betriebliche Aufwand und die Materialkosten liegen bei rund 9,9 Mio. Euro. Der Wirtschaftsplan soll 2022 mit einem Jahresüberschuss von knapp 2,0 Mio. Euro abschließen. Im Finanzplan sind dabei Investitionen in Höhe von 1,2 Mio. Euro vorgesehen, darunter 50.000 Euro für den Bereich der Weisungsaufgabe Pflanzenschutz. Diese Kosten werden durch das Land erstattet.

Präsidentin richtet Blick nach vorne
In ihrem Bericht richtete Präsidentin Ute Volquardsen ihren Blick nach vorne. Ihren 125-jährigen Geburtstag möchte die Kammer erst feiern, wenn man sicher sein kann, dass nicht nur die Planung, sondern auch die Umsetzung erfolgreich zu handhaben sind, vielleicht also im nächsten Jahr.
Weiter hob die Präsidentin auf die Zukunftsplanungen der Kammer ab. Neben Digitalisierung, die alle Bereiche betreffe und weiter voranschreite, ging sie auf die im Lehr- und Versuchszentrum in Futterkamp anstehenden Neuerungen ein: „Hier in Futterkamp – in unserem Lehr- und Versuchszentrum mit dem zentralen Fokus auf Tierhaltung und landwirtschaftliches Bauen, wollen wir Antworten liefern, auf die die Praxis angewiesen ist.“

Dafür will die Landwirtschaftskammer in Stallbau und Haltungskonzepte investieren. Die Finanzierung ist durch die Stärkung der Eigenkapitalbasis erst möglich geworden. Zudem hofft die Landwirtschaftskammer auf eine Förderung des Landes, um den Schweinebereich und auch den Milchviehbereich für die Zukunft entsprechend der Vorgabe u.a. bezüglich Haltungsstufen / Tierwohl und auch Klimaschutz zu gestalten. Ziel ist es, den schweinehaltenden Betrieben eine kostenlose Beratung anzubieten, um Sauen- und Mastschweinehaltern Antworten auf die verschiedensten Fragen, mit denen sie konfrontiert werden, zu geben. In Futterkamp finden bereits heute zahlreiche Versuche zur Fütterung, Haltungsbedingungen und Emissionsminderungen statt. Der Schweinebereich ist gut aufgestellt und soll auch künftig als Leuchtturmprojekt für die Betriebe fungieren. Im Bereich Milchviehhaltung stehen in Futterkamp ebenfalls Zukunftsentscheidungen an. Auch hier soll neu- und umgebaut werden.

Schwierige Lage der Betriebe
Präsidentin Ute Volquardsen verwies in ihrem Bericht besonders auf die schwierige Lage der Schweinehalter. Diese sei aktuell sehr dramatisch, dies spiegelten auch die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse wider. Noch immer sei der Export nach China wegen der afrikanischen Schweinepest nicht möglich und zusätzlich dränge Schweinefleisch aus Spanien, Japan und Dänemark auf den europäischen Markt. Dies halte die Preise weiter auf sehr niedrigem Niveau. Hinzu komme, betont die Präsidentin, die Ungewissheit bezüglich künftiger politischer Rahmenbedingungen zum Tierwohl. All dies lasse die Betriebe zögern, zu investieren. „Hohe Kosten beim Stallumbau in Haltungsstufe 3 oder 4 und Hürden bei Baugenehmigungen und Baurecht bremsen den Fortschritt aus. Außerdem ist nach wie vor nicht klar, ob die Betriebe die höheren Kosten durch höhere Produktpreise an der Ladentheke bezahlt bekommen.“ Zudem seien die Kurse für Schlachtschweine seit Langem sehr niedrig, was sinkende Einnahmen für die Betriebe bedeutet. Auf der Aufwandsseite zeigen sich aktuell dagegen stark steigende Kosten für Energie und vor allem bei Düngemitteln, sagte Ute Volquardsen. (Mehr zu den Buchführungsergebnissen am Ende).

Keine Umlageerhöhung für die Betriebe
Seit der Änderung des Kammergesetztes 2021 wird jedes Jahr, also erstmals in diesem Jahr, im Rahmen der Hauptversammlung über Veränderungen der Kammerumlagesätze abgestimmt. Aufgrund der soliden Eigenkapitalausstattung der Kammer aktuell und der finanziell angespannten Lage der Betriebe, bleibt die Umlage auf Beschluss der Deputierten konstant.

Wahlen und Personaländerungen im Ehrenamt

  • Vorstand wieder komplett Für das verstorbene Vorstandsmitglied auf Arbeitnehmerseite, Susanne Derner, wurde Sylvia Bent, Eckernförde, ins Amt gewählt. Sie ist keine Unbekannte, ist sie doch bereits seit 2013 Mitglied in der Hauptversammlung, Mitglied im Fachausschuss Gartenbau seit 2014 und stellvertretende Repräsentantin der Kammer im Kreis Rendsburg ab 2018. Sie ist hauptberuflich als Gärtnermeisterin bei der Stadt Eckernförde angestellt.
  • Änderungen gab es auch bei den Stellvertretern der Repräsentanten in den Kreisen Dithmarschen und Steinburg:
    Neu gewählt wurden Gottfried Sawatzki, Gärtner aus Hattstedt beziehungsweise Hans-Hermann Bunte, Landwirt aus Brügge. Sie ersetzen die verstorbene Susanne Derner und Birgit Katoll, die zurückgetreten ist.

Änderungen gab es auch bei den Mitgliedern verschiedener Fachausschüssen:
        - Fachausschuss Schweinehaltung ist neu: Tim Lange-Schwartz aus Cashagen.
        - Fachausschuss Frauen im Agrarbereich: Annette Blöcker, Passade
        - Fachausschuss für Tierhaltung und Futterbau: Werner Soltau, Henstedt
        - Fachausschuss für Arbeitnehmerberatung: Dinah Soglowek, Schwentinental
        - Fachausschuss für Arbeitnehmerberatung: Britta Gehlhaar, Stolpe



Hintergrund 1

Organe der Landwirtschaftskammer
Die Organe der Landwirtschaftskammer sind die Hauptversammlung, der Vorstand mit Präsidentin als Spitze des Ehrenamtes und der Geschäftsführung als hauptamtliche Führung. Die Arbeit der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein wird vom Ehrenamt gelenkt. Der Vorstand besteht aus der Präsidentin und zwei Vizepräsidenten, einem Vertreter der Arbeitgeber und einem Vertreter der Arbeitnehmer. Die weiteren Vorstandspositionen sind ebenso paritätisch besetzt (Arbeitgeber, Arbeitnehmer). Es sind neun Personen im Vorstand. Höchstes Beschlussorgan der Landwirtschaftskammer ist die Hauptversammlung.

Aufgabe der Landwirtschaftskammer
Die Landwirtschaftskammer ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie hat laut Kammergesetz die Aufgabe, die Landwirtschaft, die Fischerei und die dort tätigen Menschen fachlich zu fördern, zu betreuen und zu beraten. Sie hat die Wirtschaftlichkeit der land- und fischereiwirtschaftlichen Betriebe sowie die land- und fischereiwirtschaftlichen Arbeits- und Produktionsbedingungen im Einklang mit den Interessen der Allgemeinheit unter besonderer Berücksichtigung von Natur und Umwelt zu verbessern.
Die Landwirtschaftskammer ist allein fachlichen Aspekten verpflichtet und politisch neutral. Die Landwirtschaftskammer finanziert sich zu je einem Drittel aus der Umlage, wirtschaftlicher Tätigkeit und öffentlichen Mitteln. Die Facharbeit wird in enger Abstimmung zwischen den Fachausschüssen und dem Vorstand gestaltet und vom Hauptamt entsprechend fachkundig umgesetzt. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein ist als landwirtschaftliche Selbstverwaltung ein unabhängiges Dienstleistungsunternehmen für die Land- und Forstwirtschaft, den Gartenbau, die Fischerei und den ländlichen Raum. Selbstverwaltung bedeutet, der Berufsstand regelt eigenverantwortlich die Geschicke und Angelegenheiten ihrer Landwirtschaftskammer (Hauptversammlung, Vorstand, Fachausschüsse, Repräsentanten).

Hintergrund 2

Zahlen zur Tierhaltung
Nach den Viehzählungsergebnissen vom Mai dieses Jahres gibt es in Schleswig-Holstein 710 schweinehaltende Betriebe. Davon halten 230 Zuchtsauen. Es werden 1,27 Mio. Schweine gehalten, das sind 130.000 weniger als im Vorjahr und 233.000 weniger als vor 10 Jahren. Schleswig-Holstein produziert ca. 200.000 t Schweinefleisch im Jahr. Nur etwa die Hälfte der Schweine kann im Land geschlachtet werden. Der Rest wird an überregionale Abnehmer geliefert.
Die große Sorge der Tierhalter ist es, dass sich die Vorgaben des Tierwohls für sie nicht rechnen und die Produktion ins Ausland abwandert.
Die Zahl der Milchviehbetriebe beläuft sich aktuell auf rund 3.500, das sind 1.900 weniger als noch vor 10 Jahren. Es handelt sich hier um Familienbetriebe. Diese produzieren eine Milchmenge von rund 3 Mio. t. Im Schnitt werden 106 Tiere pro Betrieb gehalten. Insgesamt sind es aktuell rund 364.000 Milchkühe, vor einem Jahr waren es noch 370.800 und vor 10 Jahren rund 388.000 Kühe. Erstaunlich ist, dass ein Liter Kuhmilch im Laden mit rund 70 Ct/l meist deutlich billiger ist als pflanzliche Ersatzprodukte wie Hafermilch etc., die mit deutlich geringerem Aufwand zu erzeugen sind.

Wie stehen die Betriebe wirtschaftlich da?
Die Buchführungsergebnisse aus dem Testbetriebsnetz der Landwirtschaftskammer des Wirtschaftsjahres 2020/2021 zeigen kaum eine Einkommensverbesserung der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein. Die Situation der schweinehaltenden Betriebe hat sich sogar drastisch zugespitzt. Die Daten zeigen, dass die Märkte für landwirtschaftliche Produkte weiter unter dem Einfluss von Corona und der Afrikanischen Schweinepest stehen. Hart getroffen wurde die hiesige Fleischwirtschaft vor allem durch den Exportstopp nach China. Auch die Notierungen für Ferkel gaben deutlich nach. Einige Betriebsleiter haben die Hoffnung auf eine baldige Besserung der Absatzlage aufgegeben und stellen den Betriebszweig Schweinehaltung ein.

Milchvieh-Futterbaubetriebe: Bis Mitte dieses Jahres lagen die Milchgeldauszahlungspreise fast auf dem Niveau des Vorjahres. Die Milchleistung stieg im Mittel auf 8.700 kg bei den Betrieben. Auch durch die erhöhten Erlöse für Schlachtrinder stiegen die Einnahmen der Betriebe im Mittel etwas an. Auf der Kostenseite stiegen aber auch die Futtermittelpreise etwas an. Die Preisaufschläge für Energie und Düngemittel hielten sich im letzten Wirtschaftsjahr noch in Grenzen, da viele Vorkontrakte noch Ende 2020 abgeschlossen wurden. Im Mittel liegen die Gewinne der Futterbaubetriebe leicht über dem Vorjahr. Dennoch konnten nicht alle Produktionsfaktoren ausreichend vergütet werden.

Die Gewinne der Ackerbaubetriebe erreichen dagegen im Mittel nicht das Vorjahresniveau. Bei etwas erhöhten Erlösen für Getreide und Raps blieben die Flächenerträge auf einem mittleren Niveau.

Verantwortlich für den Pressetext: Daniela Rixen, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Telefon: 0 43 31-94 53-110, 0170-7606736, E-Mail: drixen@lksh.de