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Green Care - Soziale Angebote auf landwirtschaftlichen Betrieben: Landwirtschaftskammer übergibt Zertifikate

Landwirtschaftskammer übergibt Zertifikate an Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter sowie an Mitarbeitende auf landwirtschaftlichen Betrieben. Viele innovative Ideen für Einkommenskombinationen, die gleichzeitig zum Wohle der Gesellschaft beitragen, sind am Start.

Eine Gruppe von Menschen vor einer Scheune

Die 14 Teilnehmer des Green Care Lehrgangs der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein 2025 zusammen mit Kammer Präsidentin Ute Volquardsen (zw. v. li.) und dem EU-Abgeordneten Nikolas Herbst (li.). Als Akteure unter anderem mit dabei: Jürgen Voss (re. sitzend erste Reihe) dahinter Christian Rahe sowie Gastgeberin Kirsten Voss-Rahe (zw. v. re. erste Reihe) im Beisein ihrer Tochter Katharina Sophie und dem zahmen Huhn Knickschnabel. Foto: Daniela Rixen, LKSH

Heute hat die Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH), Ute Volquardsen, auf Hof Viehbrook bei Kirsten Voß-Rahe in Rendswühren 14 Landwirtinnen und Landwirte ihre Zertifikate überreicht. Sie alle haben erfolgreich den Green-Care-Lehrgang der Landwirtschaftskammer absolviert. 
Diese Weiterbildung qualifiziert sie dazu, soziale Angebote als innovative Einkommensalternative auf ihren Höfen anbieten.

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer gratulierte den Absolventinnen und Absolventen herzlich und überreichte ihnen die Zertifikate. Sie sagte: „Unsere Gesellschaft benötigt diese Angebote für Menschen mit Betreuungsbedarf dringend. Ich habe großen Respekt davor, dass Sie, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ihre Höfe für Menschen mit Beeinträchtigungen öffnen wollen und damit einen ganz neuen Betriebszweig etablieren wollen. Sie haben sich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sich Landwirtschaft mit sozialem Engagement verbinden lässt – wie Höfe zu Orten werden können, die Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Seniorinnen und Senioren oder Kindern neue Perspektiven eröffnen“. Weiter sagte Sie: „Mit unserem Green Care-Lehrgang und dem begleitenden EIP-Projekt (Europäischen Innovations-Partnerschaften) zeigt die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, dass Zukunft auf dem Land Gestaltungswillen braucht – und Menschen wie Sie, die mutig vorangehen. Und dass viel Know-how nötig ist, aber dass es machbar ist mit viel Engagement.“

Schleswig-Holstein geht voran: 
„Wir sind neben Bayern, das einzige Bundesland welches einen solchen Lehrgang anbietet, betonte Ute Volquardsen und sagte weiter: „Uns freut, dass das Thema Green Care oder auch Soziale Landwirtschaft genannt, im europäischen Raum als sehr innovativ und für die Landwirtschaft sinnbringend angesehen wird. Das zeigt die Tatsache, dass die Kammer seit November 2023 ein EIP-Projekt (Europäischen Innovations-Partnerschaften) durchführen darf. In diesem Jahr und auch im nächsten Jahr ist der Lehrgang eingebettet in das EIP-Projekt „Green Care - Weiterentwicklung von landwirtschaftlichen Betrieben durch Integration sozialer Angebote“ mit dem Ziel, den Lehrgang inhaltlich auf Grundlage der aktuellen Erkenntnisse aus dem Projekt anzupassen und zu optimieren.“ Sie bedankte sich bei den Fördergeldgebern, der EU und dem Land Schleswig-Holstein für die Auswahl dieses Projektes. Der Lehrgang ist ein wichtiger Teil des EIP-Projektes.

Gastgeberin und auch Teilnehmerin des Kurses, Kirsten Voss-Rahe vom Hof Viehbrook zeigte den Gästen eine barrierearme Hofführung, die sie künftig regelmäßig anbieten will. Neben der landwirtschaftlichen Urproduktion von Robustrindern, Damwild, einer großen Streuobstwiese, Futter- und Ackerbau, hat sie viele weitere Einkommensalternativen wie Gastronomie, Beherbergung, ein Trauzimmer und einen Bauernhofkindergarten. Nun soll, genau wie auf vielen der anderen Betriebe, ein Angebot der Sozialen Landwirtschaft hinzukommen.

Was ist Green Care – Soziale Landwirtschaft?
Mit dem Begriff Green Care werden alle Angebote auf Bauernhöfen umschrieben, die Menschen mit Beeinträchtigungen und ihr Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellen.
Green Care-Angebote fördern die körperliche und psychische Gesundheit der Menschen und eröffnen neue Einkommensalternativen für landwirtschaftliche Betriebe. Hierfür nutzen die Betriebe Pflanzen, Tiere, Natur und alle weiteren den Höfen zur Verfügung stehenden Ressourcen.
Menschen mit Beeinträchtigungen werden passende refinanzierte Beschäftigungsplätze, barrierearme Hofführungen, Wohnmöglichkeiten, Betreuungsmöglichkeiten für einige Stunden oder für ganze Tage angeboten.
Der Bauernhof ist ein idealer Ort, um Menschen emotional zu berühren und zu ihren Wurzeln zu führen. Gerade für Menschen mit Behinderungen, psychischen Erkrankungen oder einer Demenzerkrankung sind positive Erlebnisse sinnstiftende Momente auf dem Bauernhof besonders wertvoll.

Die Inhalte des Green Care Lehrgangs
Die Lehrgangsinhalte erstrecken sich über fachgerechte, durchdachte und gut kalkulierte Angebote für demenzerkrankten Menschen und für Menschen mit Behinderungen. Das Besondere an dem Lehrgang ist der große Praxisanteil, er findet auf 6 unterschiedlichen, landwirtschaftlichen Betrieben, die bereits Green Care Angebote haben, statt. 
Zusätzlich wurden praktische Hausaufgaben mit eingeladenen Senioren oder Menschen mit Behinderungen auf den Höfen der Lehrgangsteilnehmenden durchgeführt. Dieser Lehrgang befähigt Personen aus der Landwirtschaft hochwertige Angebote für Menschen mit Beeinträchtigungen jeden Alters auf Höfen durchzuführen und damit ein zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften. Theorie gehörte bei aller Praxis dazu: Betriebliche und rechtliche Grundlagen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Marketing und Wissen zum Umgang mit den Krankheitsbildern der zukünftigen Hofgäste standen auf der Agenda.

Themen der Sozialen Landwirtschaft /Green Care können beispielsweise sein:
• Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigungen in der Landwirtschaft
• Wohnangebote für Menschen mit Beeinträchtigungen auf landwirtschaftlichen Betrieben
• Tagespflegeeinrichtungen auf landwirtschaftlichen Betrieben
• Stundenweise Betreuung von Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf
• Urlaub auf dem Bauernhof für Menschen mit Assistenz-, Pflege- und Betreuungsbedarf
• Inklusive Bauernhofkindergärten

Ziel ist es, innovative, soziale Angebote auf den Höfen zu schaffen. 
Das können von der Pflegekassen mitfinanzierte, stundenweise Betreuungsangebote, die entlohnte Beschäftigung von jungen Menschen mit Beeinträchtigungen, Tagespflegeeinrichtungen oder verschiedenste Wohnangebote sein.
Diese Leistungen sollen sowohl zum Familieneinkommen der Betriebe beitragen als auch den Betroffenen und dem ländlichen Raum zu Gute kommen.

Die erfolgreichen 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lehrgangs der Landwirtschaftskammer Green Care – Soziale Landwirtschaft 2025:

Daniela Albrecht, Nordfriesland

Sinje Christiansen, Schleswig-Flensburg
Frank Christiansen, Schleswig-Flensburg

Annika Conway, Dithmarschen

Paradies Daniela, Pinneberg
Hein Kruse, Pinneberg

Carolin Harms, Stormarn
Julia Heider, Herzogtum- Lauenburg
Julia Ketelsen, Nordfriesland
Svenja Timmermann, Segeberg

Regina Toebe-Drost, Dithmarschen
Kathrin Volquardsen, Nordfriesland
Kisten Voss-Rahe, Plön
Ann-Katrin Waterhues, Schleswig-Flensburg


Es hat sich gezeigt, dass die Nachfrage nach diesen Angeboten bundesweit sehr viel größer ist als die Angebote. Aufgrund der großen Nachfrage wird im nächsten Jahr der Lehrgang wieder angeboten.
Der Lehrgang wurde im Rahmen des Europäischen EIP-Projektes „Green Care- Soziale Angebote auf landwirtschaftlichen Betrieben“ vom Land SH und von der Europäischen Union gefördert.

Hintergrund: 
Was sind EIP-Projekte?
Die Europäische Innovationspartnerschaft Agrar (EIP) fördert seit 2014 innovative Projekte für eine nachhaltige Landwirtschaft in Schleswig-Holstein.
Landwirtschaft im Wandel braucht frische Ideen. EIP-Projekte liefern praxistaugliche Lösungen für aktuelle Herausforderungen: Von intelligenter Robotik im Gemüsebau über tiergerechter Weidehaltung bis hin zu Sozialen Angeboten.

Warum leitet die Landwirtschaftskammer dieses EIP-Projekt?
Die Landwirtschaftskammer hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Strukturwandel vor dem Hintergrund schwankender Erzeugerpreise und Ernteerträge zu begleiten, indem sie neue Wege, innovative Betriebszweige und neue Einkommensquellen aufzeigt. „Green Care/ Soziale Landwirtschaft“ ist die innovativste und wohl ungewöhnlichste Form neuer Einkommensquellen. Um diese anzubieten, benötigen die Höfe sehr viel Know-how und Erfahrungswerte aus dem sozialen Bereich.
Die Projektgruppe testet in Theorie und Praxis die Angebotsmöglichkeiten und entwickelt einen Leitfaden, für nachahmende Höfe.
Durch Green Care-Lehrgang wird den Landwirten das nötige Wissen vermittelt, damit sie Angebote, die nicht direkt die landwirtschaftliche Urproduktion betreffen, anbieten können. Die Erkenntnisse des Projektes fließen in den jeweils laufenden Lehrgang ein, gleichzeitig tragen die Lehrgangshöfe durch verstärkte Evaluation und durch Teilen ihrer eigenen Erfahrungen einen Beitrag zur Optimierung des Lehrgangs bei.
Durch diese Angebote wird zum Erhalt landwirtschaftlicher Betriebe beigetragen, es werden Arbeitsplätze im ländlichen Raum geschaffen, sie wirken belebend für den ländlichen Raum.

Weitere Infos zum Thema Green Care und EIP-Projekte finden sich hier: 
https://www.lksh.de/projekte-der-landwirtschaftskammer/eip-projekte-landwirtschaft/laufende-eip-projekte-lksh
https://www.lksh.de/beratung/beratung-in-einkommenskombinationen/beratung-green-care-soziale-angebote-auf-dem-bauernhof

https://www.lksh.de/fileadmin/PDF_Downloadcenter/Flyer_Broschueren/Beratung/Infos_Lehrgang_Green_Care_2026.pdf

https://www.lksh.de/landleben/land-erleben-geniessen/greencare-soziale-angebote-auf-dem-bauernhof
 

Verantwortlich für diesen Pressetext: Daniela Rixen, Pressesprecherin Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, 04331-9453-109 E-Mail. drixen@lksh.de