Reifeprüfung, Grasernte und Wildtierrettung

Wildtierrettung in der Grasernte

Unter den vielen organisatorischen Aspekten des insbesondere ersten Grasschnittes gewinnt die tierschonende Mahd zunehmend an Bedeutung. Dies ergibt sich aus der rechtlichen Verpflichtung, Wirbeltiere nicht unnötig zu verletzen oder zu töten, und aus der futterbaulichen Notwendigkeit, den Eintrag von Krankheitserregern (Botulismus) in das Siliergut zu vermeiden. Das von Clostridien-Bakterien unter Luftabschluss produzierte, hochgefährliche Botulinumtoxin kann über ins Siliergut eingetragene Tierkadaver zu Krankheits- und Todesfällen unter Nutztieren führen.  

Um Wildtiere bei der Mahd zu schonen, gibt es verschiedene Optionen. Trotz möglicher Ausgleichszahlungen im Rahmen geförderter Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) ist die Wahl eines späten Erntezeitpunktes häufig nicht praktikabel, da der Qualitätsverlust des geernteten Futters zu hoch ist. Daher kommen in der Praxis meist Methoden zur Vergrämung oder Suche (einschließlich entsprechender Sicherung) von Wildtieren zum Einsatz. Nicht alle Vergrämungsmethoden wirken bei verschiedenen Tierarten gleichermaßen erfolgreich, sodass eine besonders aufmerksame Beobachtung der zu beerntenden Flächen im Vorfeld stets anzuraten ist. Praktische Hinweise zur Wildtierrettung sind unter Praxisratgeber Mähtod | Kitzrettung-Hilfe zu finden, die Wichtigsten werden nachfolgend kurz aufgeführt:

Im Vorfeld der Ernte:

Vergrämung mittels ...

  • Optischer Signale (z. B. Wildscheuchen, Flatterband, Tüten)
  • Akustischer Signale (z. B. Rauchmelder, Radio)
  • Olfaktorischer Signale (z. B. menschlicher Geruch)

Absuche mit Hunden
Absuche mit Drohnen
Einsatz von Infrarot-Wildrettern

Während der Ernte:

  • Mährichtung: von innen nach außen für offene Fluchtwege
  • Staffelmahd: größere Flächen zeitversetzt in Etappen bzw. Vorgewende am Vortag mähen
  • Wildwarnsysteme zur Montage am Mähwerk
  • Zeitnahe Mahd nach Ergreifen von Vergrämungs- oder Suchmaßnahmen, damit kein Gewöhnungseffekt eintritt
  • Schnittpunkt im Tagesverlauf (nicht während der Nacht)
  • Mähtechnik: Balkenmähwerke aus Naturschutzsicht schonender als Rotationsmähwerke, Aufbereiter erhöht Tierverluste
  • Schnitthöhe 10 bis 15 cm zum Schutz von Kleintieren empfohlen

Eine gute Zusammenarbeit und möglichst rechtzeitige Absprache der beteiligten Akteure Landwirte, Jäger und Kitzrettung ist für ein effektives Vorgehen hilfreich. Vereine zur Kitz- bzw. Wildtierrettung sind mittlerweile weiträumig vertreten und können bei Bedarf kontaktiert werden. Der Verein Deutsche Wildtierrettung e. V. (www.deutsche-wildtierrettung.de) bietet sowohl eine Übersichtskarte zu Kitzrettungsteams als auch Informationen für Landwirte, Drohnenpiloten, Helfer und Jagdpächter.