Aktuelles

Das Gütezeichen der Landwirtschaftskammer feiert rundes Jubiläum

1965 wurde es als erstes regionales Qualitätssiegel Deutschlands eingeführt/ Heute sind die Erzeugnisse von 171 Betrieben der Land- und Ernährungswirtschaft mit dem Gütezeichen gekennzeichnet.

 

Das Gütezeichen „Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein“ wird 60. Für regionale Qualität warben zuletzt in Berlin v.li. Koch Michael Stöcken vom Strandrestaurant Karlsminde, Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Swantje Mirbach, Strandrestaurant Karlsminde und Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Foto: Sandra van Hoorn

Bei der heutigen Jubiläumsfeier im Kieler Landeshaus blickten Vertreter von Landesregierung, Landwirtschaftskammer und Bauernverband sowie Produzenten, Handel und Verbraucher auf sechs Jahrzehnte Qualität aus Schleswig-Holstein zurück und werfen zugleich einen Blick in die Zukunft von Deutschlands ältestem Regionalsiegel.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz gratulierte zur Erfolgsgeschichte: „Das Gütezeichen Schleswig-Holstein ist das älteste Siegel für regionale Lebensmittel in Deutschland und bis heute von großer Bedeutung für Schleswig-Holstein. Seit 60 Jahren steht es für geprüfte Qualität, transparente Herkunft und eine enge Verbindung zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel. In einer Zeit wachsender Ansprüche an Nachhaltigkeit und Regionalität übernimmt es eine zentrale Rolle: Es bietet verlässliche Orientierung für Verbraucherinnen und Verbraucher, stärkt die Wertschöpfung in den ländlichen Regionen und macht regionale Qualität sichtbar. Als Landesregierung stehen wir klar hinter diesem Zeichen – für eine starke, zukunftsfähige Ernährungswirtschaft in Schleswig-Holstein.“

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, beschreibt die Vielfalt der Betriebe unter dem blau-grünen Qualitätssiegel: „Heute kennzeichnen 171 Betriebe der Land- und Ernährungswirtschaft ihre Produkte 
mit dem Gütezeichen Schleswig-Holstein der Landwirtschaftskammer. Über 100 weitere landwirtschaftliche Betriebe sind geprüfte Vorlieferanten. Neben der besonderen Produktqualität ist dabei die Vielfalt Programm. Das Zeichen verbindet Menschen und 
Märkte, es baut seit 60 Jahren Brücken zwischen Produzenten, Handelspartnern und Verbrauchern.“

Im Gütezeichen vereint in Gemeinschaft

Nicht nur die regionale Herkunft, sondern vor allem auch die hohe Produktqualität sind wesentliche Aussagekriterien des Qualitätszeichens. Die Gütezeichen-Produzenten bilden eine besondere Gemeinschaft - vom landwirtschaftlichen Betrieb über die Hofkäserei bis hin zum internationalen Markenartikler, sind alle vertreten. Sie alle haben denselben Ansporn: regional erzeugte Lebensmittel von höchster Qualität zu liefern.

Von Fleisch bis Kartoffeln – alles dabei

Zu den ausgesuchten Gütezeichen-Spezialitäten gehören Fleischwaren, Fisch und Käse, aber auch Honig und Kartoffeln. Alle Lebensmittel, die diese Auszeichnung tragen, müssen sich regelmäßig neutralen Kontrollen unterziehen. Bei der Prüfung auf Aussehen, Geruch und vor allem Geschmack sind Bestwerte gefragt. Alle Gütezeichen-Produkte sind damit hochwertige regional erzeugte Lebensmittel und erfüllen 
höchste Anforderungen an Qualität und Genuss.

Ausgezeichnete Qualität – der Beginn der Erfolgsgeschichte 1965

Das Ziel war klar gesteckt, als die Landesregierung die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Jahr 1965 mit der Entwicklung und Einführung eines regionalen Warenzeichens beauftragte. Der damalige Landwirtschaftsminister Ernst Engelbrecht-Greve begründete seine Strategie: „Nur Qualitätserzeugnisse werden die bisherigen Märkte behaupten und neue Marktanteile gewinnen können. Wichtig ist somit, dass sie schon rein äußerlich für jeden als solche leicht erkennbar sind. Darin liegen Wert und Bedeutung der Gütezeichen.“
Das war die Geburtsstunde des „Landschaftsgebundenen Gütezeichens“ für Qualitätserzeugnisse der Land- und Ernährungswirtschaft aus Schleswig-Holstein, damals noch als „Hergestellt und geprüft in Schleswig-Holstein“.

Und es war auch der Beginn einer einmaligen Erfolgsgeschichte, die bis heute eindrucksvoll für die Stärkung heimischer Produkte und das Vertrauen in sie steht. Zu den ersten Gütezeichen-Produkten gehörte der Holsteiner Katenschinken, es folgten 
bekannte Spezialitäten, die zum langjährigen Wegbegleiter des Qualitätssiegels wurden. Der Holtseer Tilsiter gehört genauso dazu wie die Böklunder Würstchen, heimische Spirituosen wie Küstennebel aus Eckernförde oder der Oldesloer Weizenkorn. 
Von Beginn an kam das neue Gütezeichen bei den Verbrauchern bestens an. Schnell präsentierte der Lebensmittelhandel die Gütezeichen-Produkte. Und das weit über Schleswig-Holstein hinaus.

„Zeichen“ setzen – auch über Grenzen hinweg

Bereits 1968 eroberte sich das Gütezeichen im geteilten Berlin einen festen Platz. Nicht nur bei der Internationalen Grünen Woche konnten die Westberliner das Gütezeichen erleben, auch am Ku`Damm und auf zahlreichen Omnibussen strahlte das 
blau-grüne Schleswig-Holstein-Zeichen. Das nördlichste Bundesland galt damals als so etwas wie der Garten des geteilten 
Berlins, Schleswig-Holsteins Landwirtschaft und seine Produzenten lieferten viele ihrer Spezialitäten in den Westteil der Stadt. Umso mehr wurden dort die regionalen Gütezeichen-Produkte zu einer identitätsstiftenden und über Grenzen hinweg verbindenden Marke. 
Diese Marke galt es in den folgenden Jahren weiter zu stärken: Bereits 1970 wurden die ausgewählten Gütezeichen-Produkte nicht mehr allein sensorisch überprüft, ihre Qualität wurde fortan auch mittels analytischen Tests in unabhängigen Laboren 
bestätigt. Die Qualitäts- und Prüfbestimmungen wurden in Fachgremien aus Herstellern entwickelt. Dabei beteiligten sich auch namhafte Produzenten und Institute außerhalb Schleswig-Holsteins an der Definition von Qualitätskriterien für verschiedene Produktgruppen.

Auch in anderen Bundesländern war das Interesse an Produkten aus Schleswig-Holstein groß. Bei bundesweiten Verkaufsaktionen erzielten die Produzenten einen stetigen Zuwachs an Erlösen. Der Erfolg des regionalen Qualitätskonzeptes fand bundesweit große Beachtung. 1977 zeichnete das Branchenblatt „Lebensmittelzeitung“ das Gütezeichen der Landwirtschaftskammer mit dem „Goldenen Zuckerhut“ aus. Der 
begehrte Preis wird bis heute für innovative und erfolgreiche Marketingkonzepte in der Lebensmittelbranche vergeben.

In den 80er-Jahren begann die große Zeit der internationalen Fachmessen. Das Gütezeichen reiste mit seinen Firmen- und Produkten um die Welt. Viele der ursprünglichen kleinen Familienunternehmen hatten sich inzwischen zu nationalen Größen
mit starkem Interesse am Auslandsgeschäft entwickelt. Und so leuchtete das Schleswig-Holstein-Zeichen an Gemeinschaftsständen in New York und San Francisco, in Paris, Brüssel, Neu-Delhi und auch in Moskau.

Heimische Produkte sind gefragt – mehr Vertrauen und Identifikation

Ein Großteil der Konsumenten, das zeigen Umfragen immer wieder, verlangt heute regelmäßig nach Produkten aus der Region. Aus gutem Grund: Heimische Produkte bieten Identifikation, viele Kunden haben einfach auch ein größeres Vertrauen in die Produkte aus der Nachbarschaft. „Regionale Marken, die auf ihren Ursprung zurückverfolgt werden können, wirken im weiten Meer der anonymen Globalisierung wie Anker. Sie bieten Sicherheit und Orientierung“, so Kammerpräsidentin Ute Volquardsen. Hinzu komme, dass auch der Faktor Nachhaltigkeit die Kaufentscheidung zunehmend beeinflusse: Regionale Lebensmittel ermöglichen kurze Wege, eine Stärkung der örtlichen Wirtschaftskraft und durch die engen Beziehungen zu den Herstellern eine höhere Transparenz.

Ein Stück Tradition in die Zukunft führen

Die lange Tradition des Gütezeichens gilt es zum 60-jährigen Bestehen jetzt nicht nur zu bewahren, sondern alle Beteiligten wollen es auch aktiv in die Zukunft führen. Ute Volquardsen, Vorsitzende des Qualitätsausschusses, stellt fest: „Transparente 
heimische Wertschöpfungsketten beweisen in schwierigen Zeiten ihren wahren Wert. Sie sind eine stabile Verbindung zwischen Wirtschaftspartnern und geben den Verbrauchern in der Krise Vertrauen zurück. Unser Gütezeichen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stetig weiterentwickelt und wird sich auch zukünftig neuen Herausforderungen stellen müssen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese gemeinsam mit unseren Partnern in Schleswig-Holstein auch im kommenden Jahrzehnt erfolgreich meistern werden. “

Verantwortlich für diesen Pressetext: Daniela Rixen, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein