Es gab praxisnahe Einblicke in den Getreide- und Rapsanbau unter den besonderen klimatischen Bedingungen Schleswig-Holsteins. Besonderes Interesse galt der Feldvorführung zur Ansäuerung von Wirtschaftsdüngern sowie dem Einsatz von NIR-Sensoren zur Nährstoffanalyse. Diese Verfahren sollen helfen, Nährstoffe aus flüssigen Wirtschaftsdüngern effizient zu nutzen, und können damit einen Beitrag zum Klima- und Gewässerschutz leisten. Die Gülleansäuerung während der Ausbringung wird derzeit im Rahmen eines Projektes in Begleitung der Landwirtschaftskammer auf ihre Praxistauglichkeit erprobt (weitere Informationen unter: der Projektseite www.saeureplus.de). Die Förderung dieses Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Die Projektträgerschaft liegt bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und der Einsatz von NIR-Sensoren zur Quantifizierung der Nährstoffgehalte in flüssigen Wirtschaftsdüngern wird derzeit im Rahmen eines geförderten Projekts in Begleitung des FuE-Zentrums der FH Kiel GmbH auf seine Praxistauglichkeit erprobt (mehr unter mud-nirs.de).
Wissenstransfer und Innovationen
Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, sagte in Futterkamp: „Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen – vom Klimawandel über Umweltauflagen bis hin zu steigenden gesellschaftlichen Anforderungen. Mit unserem Lehr- und Versuchswesen und unserer Beratung bieten wir Landwirtinnen und Landwirten konkrete Lösungen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft. Der verantwortungsvolle Umgang mit Nährstoffen ist dabei eine zentrale Aufgabe. Die Landwirtschaftskammer unterstützt durch viele Maßnahmen hier den Wissenstransfer in die Praxis (Feldvorführungen, Weiterbildungsseminare und Fachartikel etc.) Sie ist zudem ein wichtiges Bindeglied zwischen Praxis, Verbänden und politischen Entscheidungsträgern.
Kostendeckung im Ackerbau ist dieses Jahr echte Herausforderung
Ludwig Hirschberg, Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein sagte: „Für die Ackerbaubetriebe in Schleswig-Holstein ist das aktuelle niedrige Preisniveau im Getreide für die laufende Ernte bei Weitem nicht kostendeckend. Nur bei Spitzenerträgen im Getreide von 10 t/ha (100 dt/ha) dürften die Betriebe eine Vollkostendeckung erzielen.
Dann kompensieren Menge und hoffentlich Qualitäten den geringen Preis. Die Getreidepreise liegen aktuell wieder auf dem Niveau, das wir vor dem Anstieg der Inflationsrate hatten. Die Kosten für Lebenshaltung und Energie sind allerdings deutlich gestiegen. Das Kostenreduktionspotential bei Dünger, Pflanzenschutz und Maschinen ist auf unseren Betrieben oftmals schon ausgereizt. Die Betriebe sind kostentechnisch gut aufgestellt und haben alle Stell-schrauben optimiert. Das Wetter darf uns jetzt im Hinblick auf die Qualitäten keinen Strich durch die Rechnung machen. Sonne und anhaltende Trockenheit würden einen guten Fort-schritt der Ernte unterstützen. Im Raps lassen sich dieses Jahr rund 15 % höhere Preise als im vergangenen Jahr erzielen. Doch auch hier ist die diesjährige Ernte bei Weitem noch nicht abgeschlossen.“
Auch Präsidentin Ute Volquardsen betonte: Noch sei die Ernte nicht im Sack, große Teile vor allem im Norden an Raps- und Getreide sind noch nicht geerntet, abgerechnet werde wie immer bekanntlich erst zum Schluss. Das wechselhafte Wetter für Raps und Weizenernte er-höhe das Ertrags- und Qualitätsrisiko, auch liegen die Erzeugerpreise unter dem Vorjahresniveau. Umso wichtiger sei es, das Risiko zu streuen und nicht alles auf eine Karte zu setzen.
Achim Seidel, Getreidereferent der Kammer stellte die Landessortenversuchsergebnisse für Wintergerste vor und setzte sie in den Kontext mit den Hauptmarktfrüchten Weizen und Raps, den Blick gerichtet auf die vergangenen Jahre und die kommenden. Seine Empfehlung für die nächste Aussaat (Wintergetreide) im Herbst 2025 ist, möglichst ertragssichere und gesunde Sorten anzubauen und durch die Nutzung verschiedener Sortentypen das Anbaurisiko zu streuen. Beim Nährstoffmanagement gehe es darum, möglichst effizient den Pflanzenbeständen die benötigten Nährstoffe bereitzustellen. Das ist angesichts sehr feuchter, wie auch sehr trockener Frühjahre herausfordernd. Zudem ist in vielen Jahren der Krankheitsdruck durch Pilzkrankheiten hoch, was ebenso ackerbauliches Fingerspitzengefühl erfordert. Ziel ist es, gute Erträge und Qualitäten zu erreichen, die nur wenig Nährstoffe ungenutzt auf dem Acker zurücklassen.
Wie kann die Landwirtschaft reagieren?
Wetterextreme und länger anhaltende Wetterperioden nehmen zu, darauf kann sich die Praxis mit breiten Fruchtfolgen und verschiedenen Früchten und Sorten am besten einstellen. Das gilt im Übrigen auch, um Markt- und Preisrisiken abzupuffern. Denn durch weltweite Krisen sei die Volatilität gestiegen und das Thema Risikomanagement, insbesondere im Ackerbau ein Thema, so die Aussage der Landwirtschaftskammer
Lea-Sophie Steffensen betreut bei der Landwirtschaftskammer das Modell- und Demonstrationsvorhaben „Säure+ im Feld“. Sie erklärte, was die Vorteile dieses Verfahrens sind. Durch die Reduktion der Ammoniak-Emissionen können gasförmige Stickstoffverluste reduziert werden, sodass mehr Stickstoff für die Pflanzenernährung zur Verfügung steht. Das Verfahren wird vorrangig von Lohnunternehmern angeboten, da es sich um eine teure Spezialtechnik handelt. In Dänemark wird das System schon seit mehreren Jahren erfolgreich in der Praxis eingesetzt. Unter welchen Bedingungen sich das Verfahren auch in Deutschland durchsetzen kann, wird derzeit im Projekt erprobt. Durch das Anlegen von On-Farm-Versuchen auf Praxisbetrieben sollen Erfahrungen im Hinblick auf die Praktikabilität der Technik gesammelt werden. Ergänzend hierzu erfolgt eine Auswertung der Ergebnisse aus pflanzenbaulicher, ökologischer aber auch ökonomischer Sicht, sodass zum Projektende Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können.
Neben Sortenvergleichen, Erntetechnik und Nachhaltigkeitsstrategien und vielen Fachinformationen bot die Veranstaltung auch Raum für den persönlichen Austausch mit der Praxis. Zahlreiche Fachleute waren zur parallel laufenden Fachveranstaltung gekommen, um sich über die Ansäuerung von Gülle zu informieren und das Verfahren live in der Anwendung zu sehen.
Verantwortlich für diesen Pressetext: Daniela Rixen, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Tel.: 0 43 31-94 53-109, drixen@lksh.de