Im Rahmen des Bau- und Energielehrschautags hat Landwirtschaftsminister Werner Schwarz, die durch das MLLEV (Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz) mit 1,8 Mio. € geförderten neuen Stallungen offiziell eröffnet. Mit dem Neu- beziehungsweise Umbau des Quarantäne- und Eingliederungsstalls, des Deckzentrums und der Abferkelung mit Bewegungsbuchten wurde am Standort Futterkamp in eine moderne und zukunftsfähige Schweinehaltung mit viel Tierwohl investiert. Mit der Umsetzung dieses Meilensteins möchte die Landwirtschaftskammer auch in Zukunft verlässlicher Ansprechpartner für die schweinehaltenden Betriebe in Aus- und Weiterbildung, Versuchswesen und Beratung sein. Erkenntnisse zur fachlichen und praktischen Umsetzung müssen daher gesammelt werden, dies ist Aufgabe der LKSH, die die Ergebnisse an die Praxis weitergibt durch Ausbildung und Beratung. Wichtig ist bei den neuen Stallungen auch der Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit. Über Besuchergänge ist der Blick in den Stall möglich.
In den vergangenen Wochen haben bereits mehrere 100 Interessierte aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die Ställe angesehen.
Was wurde gemacht?
Der Umbau der Sauenhaltung am LVZ Futterkamp wurde wie in allen Betrieben aufgrund gesetzlicher Vorgaben nötig, gesellschaftliche Anforderungen spielen ebenfalls hinein. Die Vorgaben sind: Umbau des Deckzentrums auf 5 m2 Platz je Sau im Freilauf bis 2029; Umbau Abferkelung zu Bewegungsbuchten mit mindestens 6,5 m2 bis 2036. Die Umbaukosten sind für die landwirtschaftlichen Betriebe sehr hoch: Deckzentrum: 1.500 € pro umbautem Quadratmeter; Abferkelung 12.000 bis 16.000 € pro Abferkelplatz. Die benötige Fläche im Deckzentrum wird mehr als verdreifacht. Bei einem Neubau kostet jeder umbaute Quadratmeter zwischen 1.000 bis 1.500 €. Dabei benötigt jede Sau mindestens 5 m² sprich die Kosten pro Deckplatz belaufen sich auf bis zu 7.500 €. Noch extremer sind die Kosten bei den zukünftigen Abferkelställen. Auch hier benötigen die Sauen in den Bewegungsbuchten zukünftig mehr Platz. Dabei passen diese Buchten häufig nicht in Bestandsgebäude und müssen daher komplett neugebaut werden. Pro Abferkelplatz werden aktuell 12.000 bis 16.000 € veranschlagt. Je nach Betriebsgröße bedeutet dies häufig eine Investition von mindestens 1 Mio. €. Dabei stellt die Finanzierung viele Betriebe vor eine große Herausforderung, da die erzeugten Ferkel nicht teurer verkauft werden können.
Tierhalter profitieren von Futterkamp
Minister Schwarz sagte bei der Eröffnung am Vormittag: „Ich freue mich sehr, dass wir mit dieser Förderung von 1,8 Mio. € aus Landesmitteln das Ziel verfolgen können, die Sauenhaltung beziehungsweise Ferkelproduktion als starken Wirtschaftszweig in Schleswig-Holstein durch einen richtungsweisenden Versuchs- und Demonstrationsstall für die zukünftigen Anforderungen der Schweinehaltung zu erhalten und zu entwickeln. Gerade durch die neu- beziehungsweise umgebauten Sauenställe, können die Tierhalterinnen und Tierhalter sich vor Ort einen Eindruck von den Haltungssystemen verschaffen und von den bereits gesammelten Erfahrungen im Managementablauf profitieren. Dies ist für weitere Planungen für den tierwohlorientierten Stallumbau gerade im Zuge des angekündigten Förderstopps des Bundesprogramms ein wichtiger Aspekt. Zudem freue ich mich, dass somit hier in Futterkamp auch der breiteren Öffentlichkeit und in Seminaren der Aus- und Weiterbildung die zukünftigen Schweinehaltungssysteme präsentiert werden können!“
Bekenntnis zur Schweinehaltung
Kammerpräsidentin Ute Volquardsen ergänzte bei der feierlichen Eröffnung: „Ein klares Zeichen in Futterkamp ist nun gesetzt: Mit den neuen Ställen schaffen wir nicht nur moderne Infrastruktur für Versuchswesen, Beratung, Aus- und Weiterbildung. Wir bekennen uns auch klar dazu, die Schweinehaltung in Schleswig-Holstein zu begleiten, weiterzuentwickeln und für die Praxis Lösungen zu erarbeiten.
Und die Kolleginnen und Kollegen hier am Standort sind bereits in die Datenerhebung gestartet, damit schnell Erkenntnisse für die Praxis vorliegen. Erfahrungen aus den ersten Monaten fließen schon jetzt ein.“
Aktuelle Schweinehaltung im LVZ
Als teilgeschlossenes System mit knapp 400 Sauen, 2.000 Ferkelaufzuchtplätzen und 1.400 Mastplätzen ist das LVZ Futterkamp das größte Versuchsgut in der Sauenhaltung in Deutschland. Unter praktischen Bedingungen werden jährlich in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen aktuelle Fragestellungen in der Schweinehaltung erörtert.
Themenschwerpunkte aktueller Forschungsfragen sind unter anderem die Förderung des Tierwohls und der Tiergesundheit, die Emissionsminderung in Ställen, sowie die praktische Umsetzung einer zukunftsfähigen Schweinehaltung mit Außenklimareiz, Stroheinstreu und einer stärkeren Strukturierung der Buchten. Am LVZ Futterkamp laufen zahlreiche Forschungsprojekte, unter anderem zum ver-hindern des Schwanzbeißens bei Schweinen.
Bedeutung der Tierhaltung in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der gehaltenen Schweine in den letzten Jahren stabilisiert, wohingegen die Zahl der Betriebe konstant weiter deutlich abnimmt.
Während der Schweinebestand im Mai 2025 im Vorjahresvergleich um 0,9 % gesunken ist, kann bei den Betrieben ein Minus von 5 % festgestellt werden. So gibt es in Schleswig-Holstein noch rund 170 Betriebe mit Ferkelerzeugung sowie 470 Mastbetriebe. Auf diese Betriebe verteilen sich die rund 1.003.300 gehaltenen Schweine.
Die Sauenbestände konnten im Vergleich von Mai 2024 zu Mai 2025 ein Plus von 9,7 % verzeichnen und stiegen auf 65.600 Zuchtschweine. Durch diesen Anstieg wuchs auch die Zahl der erzeugten Ferkel auf 246.700 Tiere, was 4,7 % entspricht.
Anders sehen die Zahlen im Ferkelaufzucht- und Mastbereich aus. Die Zahl der Jungschweine (unter 50 kg) sank um fast 20.000 Tiere auf 219.500 (minus 8,2 %). Bei den Mastschweinen viel die Bestandsreduktion mit minus 1,2 % geringer aus, so wurden im Mai 2025 noch 471.100 Mastschweine in Schleswig-Holstein gehalten.
Schleswig-Holstein ist dennoch landwirtschaftlich durch die Tierhaltung geprägt. Rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche ist Grünland. Die Rinderhaltung umfasst 868.931 Tiere mit 320.414 Milchkühen. Die übrigen sind Fleischrinder, Mutterkühe und Nachzuchten. Auf rund 870 Betrieben werden 180.600 Schafe mit anteilig 67 % Mutterschafen gehalten. In der Milchkuhhaltung ist die vornehmliche Haltungsform der Liegeboxenlaufstall mit und ohne Laufhof. Schleswig-holsteinische Milchviehbetriebe lieferten 2023 rund 3 Mio. t Milch an die Molkerei-en.
In der Schafhaltung wird der größte Anteil der Tiere auf Weiden gehalten, zwar werden über Winter beziehungsweise über die Lammzeit auch vermehrt Tiere aufgestallt, den überwiegenden Teil des Jahres verbringen die Mutterschafe und Lämmer dann jedoch draußen. Zu ihren Aufgaben zählen neben der Fleisch-, Milch- und Wollproduktion die Landschafts- und Deichpflege.
In Schleswig-Holstein leben über 100.000 Pferde. Als Futtergrundlage stehen ihnen rund 110.000 ha Grünland zur Verfügung. Zusätzlich werden etwa 65.000 ha Ackerfläche für die Strohbergung genutzt und auf weiteren 140.000 ha werden Kraft- und Mineralfuttermittel für die Pferdehaltung erzeugt.
Verantwortlich für diesen Pressetext: Isa-Maria Kuhn, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Tel.: 0 43 31-94-53-111, E-Mail: ikuhn@lksh.de


