Was ist EIP (Europäische Innovationspartnerschaft)?
Die Europäische Innovationspartnerschaft Agrar fördert innovative Projekte für eine nachhaltige Landwirtschaft in Schleswig-Holstein.
Seit 2014 bringt die Europäische Innovationspartnerschaft Landwirtschaft, Forschung und Praxis zusammen – für mehr Klima- und Artenschutz, Tierwohl und Ressourceneffizienz.
Landwirtschaft im Wandel braucht frische Ideen. EIP-Projekte liefern praxistaugliche Lösungen für aktuelle Herausforderungen: Von intelligenter Robotik im Gemüsebau über tiergerechter Weidehaltung bis hin zu Sozialer Landwirtschaft.
Warum überhaupt Einkommensergänzungen?
Was man früher zweites Standbein nannte, heißt heute offiziell Einkommensalternativen oder -kombinationen. Diese machen Sinn, weil die Erzeugerpreise stark schwanken und sich Betriebe so breiter aufstellen und etwas absichern können.
Ca. 2.000 Betriebe in Schleswig-Holstein nutzen die Einkommensquellen wie Urlaub auf dem Bauernhof, Direktvermarktung, Bauernhofcafé, Partyscheune, Kindererlebnisse auf dem Bauernhof und so weiter.
Was ist GreenCare / Soziale Landwirtschaft?
„GreenCare“ ist die aktuellste und wohl ungewöhnlichste Form neuer Einkommensquellen. Und wahrscheinlich auch eine sehr vielseitige und aufwendige. 20 Betriebe bieten diese relativ neue Einkommensergänzung an.
Die Landwirtschaftskammer hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Strukturwandel vor dem Hintergrund schwankender Erzeugerpreise und Ernteerträge zu begleiten, indem sie neue Wege und innovative Betriebszweige aufzeigt und durch Lehrgänge wie diesen das nötige Wissen dazu vermittelt.
Durch diese Angebote wird zum Erhalt landwirtschaftlicher Betriebe beigetragen, es werden Arbeitsplätze, Wohn- und Betreuungsangebote für Menschen mit Beeinträchtigungen jeden Alters im ländlichen Raum geschaffen. Die Angebote sind vielseitig und wirken strukturfördernd und belebend für den ländlichen Raum.
Soziale Landwirtschaft bedeutet alle Interventionen, die die positive Wirkung von Landwirtschaft, Tieren und Pflanzen nutzen, um Menschen zu unterstützen und gleichzeitig für den landwirtschaftlichen Betrieb ein Einkommen generieren.
Das können viele verschiedene Angebotsmöglichkeiten sein:
• Beeinträchtigten Menschen ein arbeitnehmerähnliches Beschäftigungsverhältnis zu ermöglichen, der Hof bekommt „Helfende Hände“ und eine Refinanzierung für die geleistete pädagogische Arbeit.
• Auch Wohnprojekte sind denkbar und werden sehr stark nachgefragt.
• Genau wie Tagespflegeangebote für Senioren und stundenweise Betreuung für Senioren, die von den Pflegekassen finanziert werden.
• Urlaub auf dem Bauernhof für Menschen mit Pflegebedarf wird auch nachgefragt.
• Inklusiv gestaltete Bauernhofkindergärten etablieren sich bundesweit.
Es hat sich gezeigt, dass die Nachfrage nach diesen Angeboten bundesweit sehr viel größer ist als die Angebote. Aufgrund der großen Nachfrage wird im nächsten Jahr der Lehrgang wieder angeboten. Es liegen bereits reichlich Anmeldungen vor.
Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, sagte heute beim Fachtag in Ascheffel: „Uns freut, dass das Thema Green Care oder auch Soziale Landwirtschaft im europäischen Raum als sehr innovativ und für die Landwirtschaft sinnbringend angesehen wird. Das zeigt die Tatsache, dass wir als Kammer seit November 2023 ein EIP-Projekt (Europäischen Innovations-Partnerschaften für Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit) durchführen dürfen.“
Sie bedankte sich bei den Fördergeldgebern, der EU und dem Land Schleswig-Holstein für die Auswahl dieses Projektes und äußerte sich sehr gespannt auf die Inhalte des statt findenden Fachtags.
Die Ziele des Green Care Projektes
• Schaffung neuer Einkommensquellen für landwirtschaftliche Betriebe
• Integration von neuen Mitarbeitenden (mit Beeinträchtigungen) in der Landwirtschaft
• Partizipation anderer Betriebszweige durch Öffnung der Höfe für Gäste und Gesellschaft, z. B. Steigerung der Direktvermarktung
• Umnutzung von ungenutzter Gebäudesubstanz auf Höfen und damit Erhalt des Landlebens
• Optimierung des bestehenden Green Care Lehrgangs
• Etablierung von Angeboten der Sozialen Landwirtschaft
• Erarbeitung von Qualitätskriterien für eine spätere Zertifizierung
• Schaffung eines tragfähigen Netzwerks der Anbietenden
Die Aufgabe der Landwirtschaftskammer
• Aufbau und Verstetigung eines nachhaltigen Beratungsangebots zur Sozialen Landwirtschaft durch die Landwirtschaftskammer
• Vernetzung von Akteuren; Anbietende Höfe, Leistungsträger (z. B. Agentur für Arbeit, Eingliederungshilfe, Pflegeanbieter, Förderzentren) und nachfragende Nutzer (z. B. Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen, Mitarbeitende mit Assistenzbedarf, Senioren mit und ohne Demenzerkrankung)
Oder:
Vernetzung von Angebot und Nachfrage
• Implementierung der Einkommenskombination „Green Care“ als bekanntes Angebot landwirtschaftlicher Betriebe in Schleswig-Holstein
• Unser Projekt und auch unser Lehrgang ist bundesweit bekannt. Es wird bundesweite Nachahmer geben.
• Durch die Öffnung der Höfe kann das Image der Landwirtschaft verbessert und die Akzeptanz der Landwirtschaft in der Gesellschaft erhöht werden.
Der Biolandhof Mahrt-Thomsen
Anbei einige Fakten zum Betrieb, auf dem der Fototermin vor dem Fachtag stattgefunden hat.
Hofstelle in Damendorf seit Anfang des 17. Jahrhunderts bewirtschaftet von der Familie Mahrt, Betriebsleiter Jürgen Mahrt-Thomsen, 2001 Umstellung auf ökologische Landwirtschaft (Bioland) mit 53 ha, derzeit Bewirtschaftung mit Angus-Mutterkühen mit Direktvermarktung des Fleisches. Weitere Einkommenszweige sind ein Ferienhaus, überbetriebliche Arbeitserledigung und eben die Soziale Landwirtschaft als Einkommensalternative:
• 2010-2015: Ausbildung eines Werkers in der Landwirtschaft, Fortbildung in diesem Bereich in der Deula
• 2021 Bachelorarbeit von Johanna Mahrt-Thomsen zum Thema „Soziale Landwirtschaft-Entwicklungsperspektiven für den Biolandhof Mahrt-Thomsen“
• Teilnahme am GreenCare Lehrgang der Landwirtschaftskammer 2022
• Erstes Projekt mit sechs Senioren vom Seniorenheim in Ascheffel im Sommer 2022
• Seit September 2024 bildet der Hof einen jungen Mann mit Assistenzbedarf zum Werker aus
• Teilnahme am EIP-Projekt GreenCare der LKSH
• Besuch einer Förderschulklasse aus Eckernförde im November 2024 im Rahmen des BiLEV-Programmes (Vermittlung in Schulen der Sekundarstufe I und II wie moderne Landwirtschaft funktioniert, wie gesunde Lebensmittel produziert werden und eine gesundheitsförderliche und klimabewusste Ernährung gelingen kann).
• Anerkennung nach Alltagsförderungsverordnung, dadurch Angebot stundenweiser Betreuung, finanziert über die Pflegekassen
Weitere Infos zum Thema Greencare finden Sie auf unserer Webseite: Beratung Green Care Soziale Angebote auf dem Bauernhof (lksh.de)
Verantwortlich für diesen Pressetext: Isa-Maria Kuhn, Pressesprecherin Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, 04331 9453 11, kuhn@lksh.de