Das AgriSkills Lab ist ein Raum, in dem praktische Handgriffe rund um Rind und Schwein an Simulatoren geübt werden können. Dort stehen Lehrenden verschiedene Stationen zur Verfügung. Die besondere Stärke liegt in der Kombination aus guter Lernatmosphäre und realitätsnahen Training – ganz ohne lebende Tiere. So kann theoretisches Wissen direkt gefestigt werden, was zu routinierteren Handgriffen im Stall in einer Stresssituation und damit zu mehr Tierschutz führt. Die Übung der Geburtshilfe bei der Kuh, das Kastrieren beim Ferkel oder die Enthornung beim Kalb sind nur einige Beispiele der insgesamt 20 Lernstationen. Zur Verfügung stehen:
• 2 Geburtshilfedummys (Rind) mit je einem Dummykalb
• 1 Dummyrind zur Großtierrettung mit beweglichen Gelenken
• 1 Dummykalb zur Enthornung
• 1 Dummyferkel zur Kastration und Injektion
• Anatomiemodelle (Gebärmutter Sau, Klaue Rind, komplette Sau, komplettes Rind, Euter Rind)
• Schädel Wildschwein und Schädel Hausschwein
• Simulator für die künstliche Besamung und die Trächtigkeitsuntersuchung („halbes Rind“ mit auswechselbaren Gebärmuttereinsätzen zur Bestimmung des Trächtigkeitsstadiums oder zur Übung der künstlichen Besamung)
• 3 Dummyferkel zur Übung des Handlings und des Betäubens
• Rinderkopf zur Übung des Bolzenschusses
• Schweinekopf zur Übung des Bolzenschusses
• Injektionspads („Hautpads“, um Injektionen üben zu können)
• Melkgeschirr
• VR-Brillen mit Lerneinheiten für die Enthornung, die Nottötung beim Schwein, die visuelle Wahrnehmung des Rindes, einen Einblick in den Ausbildungsberuf Landwirt/-in, einen Einblick in die Schweinehaltung in Futterkamp.
Kosten für die Simulatoren
Der teuerste Simulator ist der große Geburtshilfedummy gewesen. Dieser hat mit Zoll und Verschiffung aus Kanada rund 35.000 € gekostet. Ebenso wie die Preise variieren auch die Materialien. Die meisten Strukturen bestehen aber aus Kunststoffen, Harzen, Silikonen und Gummi. Ein Großteil der Simulatoren, besonders aus dem Rinderbereich, kommen aus Kanada von der Firma VSI. Die LKSH hat aber auch einige Simulatoren, die entweder extra angefertigt wurden, oder von der deutschen Firma Vetiqo kommen.
Praxis und Tierwohl im Einklang
Kammerpräsidentin Ute Volquardsen hat den innovativen Trainingsraum vorgestellt. Sie sagte am Vormittag: „Ein Projekt wie dieses zeigt eindrucksvoll, wie Innovation, praxisnahe Ausbildung und Tierwohl Hand in Hand gehen können und wie wir gemeinsam die Zukunft der Landwirtschaft gestalten. Das AgriSkills Lab ist mehr als nur ein Raum: Es ist ein Lernort, an dem Auszubildende und Fachkräfte zentrale Handgriffe und Arbeitsschritte an Simulatoren unter realistischen Bedingungen üben können.
So wird nicht nur die fachliche Kompetenz gestärkt, sondern auch der verantwortungsvolle Umgang mit Nutztieren trainiert, ein Thema, das allen besonders am Herzen liegt.
Besonders wertvoll ist, dass hier eine hervorragende Zwischenstufe in der überbetrieblichen Ausbildung möglich wird. Am Standort selbst sind Theorie und Praxis bereits fest verankert, und das AgriSkills Lab eröffnet nun den praxisnahen Transfer zwischen beiden Bereichen. Die Auszubildenden können theoretisches Wissen direkt anwenden, ihre Handgriffe vertiefen und dadurch noch sicherer und kompetenter werden.
Und nicht nur die Auszubildenden profitieren: Auch erfahrene Praktikerinnen und Praktiker können den Raum nutzen, um ihre Kenntnisse aufzufrischen oder neue Techniken zu erlernen. Außerdem steht das Lab externen Teilnehmern offen, was den Austausch zwischen Ausbildung, Praxis und Wissenschaft zusätzlich stärkt. Kammerpräsidentin Ute Volquardsen sagte dazu: „Mit dem AgriSkills Lab schaffen wir einen Ort, an dem Theorie und Praxis zusammenkommen, an dem allein oder gemeinsam gelernt werden kann, wo Handgriffe geübt, Abläufe verbessert und Fertigkeiten vertieft werden – und das alles ohne Druck, im eigenen Tempo und ohne Angst vor Fehlern und immer mit Blick auf den Tierschutz. Ich bin überzeugt: Das AgriSkills Lab wird ein wichtiger Meilenstein in der landwirtschaftlichen Ausbildung in Schleswig-Holstein sein. Ein Ort, der junge Menschen inspiriert, Fachkräfte weiterbildet und zeigt, wie praxisnahes Lernen und Innovation Hand in Hand gehen.“
Wer den Lernort nutzen kann
In den vergangenen zwei Jahren wurde zunächst mit der Errichtung des Raumes in der Baulehrschau begonnen und die ersten Dummys bestellt. Dann wurde der Raum Stück für Stück mit Leben gefüllt. 2024 wurde für die Stationen entsprechendes Lernmaterial erstellt, beispielsweise begleitende Präsentationen und Anleitungen für die Nutzung der einzelnen Simulatoren. In jüngster Zeit würde das AgriSkills Lab aktiv genutzt. Es gab bereits eine Lehrerfortbildung für Berufsschullehrer, Besuche von Berufsschulklassen, Agrarstudenten, den sogenannten KuhProfi-Lehrgang, Besuchergruppen ohne landwirtschaftlichen Hintergrund waren ebenfalls schon zu Gast und die Auszubildenden im Beruf Landwirt/-in. Dabei habe sich gezeigt, so die verantwortliche Mitarbeiterin Lisa Höper, dass man mithilfe der Simulatoren gut ins Gespräch komme.
Förderer und Partner
Ute Volquardsen bedankte sich bei Förderern und Partnern. Gefördert wurde das Projekt durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMEL) sowie das Schleswig-Holsteinische Institut für Berufliche Bildung (SHIBB).
Ein besonderer Dank galt außerdem der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, die das Vorhaben mit ihrer Expertise und engagierten Zusammenarbeit maßgeblich unterstützt hat. Den ersten Impuls lieferte die Universität Kiel, die mit einem initialen Projektentwurf den Grundstein legte und das Projekt anschließend an die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein übergab.
Verantwortlich für diesen Pressetext: Isa-Maria Kuhn, Pressesprecherin Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein



