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Prognose Getreide- und Rapsernte in Schleswig-Holstein: deutliche Ertragseinbußen durch Trockenheit erwartet

Nach der ersten Ernteschätzung des Statistikamtes Nord wird für Schleswig-Holstein in diesem Jahr eine Getreideernte von knapp 2,3 Mio. t erwartet, damit läge die Erntemenge rund 15 % unter dem Niveau des Vorjahres. Dies ist zum einen auf die anhaltende Trockenheit im Mai und Juni und zum anderen auf die reduzierte Getreideanbaufläche zurückzuführen.

Beste Bedingungen bei der Wintergerstenernte: Vor dem Regen wurde dieser Schlag in Klein Königsförde (Kreis Rendsburg-Eckernförde) rechtzeitig abgeerntet. Fot: Thies Augustin, Landwirtschaftskammer SH

In Schleswig-Holstein sind im Jahr 2023 nach den vorläufigen Ergebnissen der Bodennutzungshaupterhebung auf rund 651.400 ha Ackerfrüchte angebaut worden. Die Ackerfläche entspricht damit in etwa der des Vorjahres. Die landwirtschaftlichen Betriebe weiteten angesichts der guten Aussaatbedingungen im Herbst die Fläche für Winterkulturen wieder etwas aus. Der Winter zeigte sich mild, mit ausreichenden Niederschlägen, jedoch führte die anhaltende Trockenheit im Mai / Juni zum Teil zur vorzeitigen Ernte von Wintergetreide als Ganzpflanzensilage.

Die diesjährige Getreideanbaufläche (ohne Körnermais) wurde um knapp 3 % auf 294.300 ha eingeschränkt. Der Hektarertrag über alle Getreidearten (ohne Körnermais) wird im Landesmittel auf gut 78 dt/ha prognostiziert und läge damit um 12 % unter Vorjahresniveau sowie 4 % unter dem sechsjährigen Durchschnittswert von 82 dt/ha.

Allein 1,2 Mio. t (54 %) der gesamten Getreideerntemenge werden voraussichtlich auf die flächenstärkste Getreideart Winterweizen entfallen. Sie liegt damit 203.600 t (–14 %) unter der des Vorjahres. Der erwartete Hektarertrag von 83 dt/ha liegt um 6 % unter dem sechsjährigen Durchschnittswert, so die Prognose. Die Anbaufläche ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gefallen, und zwar um knapp 1 % auf 149.900 ha, inklusive Dinkel.

Die Aussaatfläche der Wintergerste veränderte sich ebenfalls gegenüber dem Vorjahr und ist um knapp 5 % auf 71.400 ha gestiegen. Mit einem prognostizierten Hektarertrag von 84 dt/ha führt dies zu einer Erntemenge von 603.100 t. Der Hektarertrag von 84 dt/ha liegt um 9 % unter dem des Vorjahres und um knapp 2 % unter dem mehrjährigen Mittel.

Roggen und Wintermenggetreide wurden auf einer Fläche von 35.200 ha angebaut (gut 3 % Zunahme gegenüber Vorjahr), die Erntemenge wird voraussichtlich bei 232.700 t und damit 11 % unter der des Vorjahres liegen. Der Hektarertrag wird auf 66 dt/ha geschätzt und läge damit 14 % unter dem Niveau des Vorjahres. Die Erntemenge von Triticale wird bei einem Hektarertrag von gut 73 dt / ha (2022: 82 dt/ha) voraussichtlich 63.100 t betragen. Hier ist eine Verringerung der Anbaufläche von 7 % auf 8.600 ha festzustellen.

Die verbesserten Aussaatbedingungen für das Wintergetreide im Herbst des Vorjahres gingen zulasten des Sommergetreideanbaus. Die Anbaufläche von Sommergetreide verkleinerte sich deutlich um 27 % auf insgesamt 29.200 ha. Aufgrund der erwarteten unterdurchschnittlichen Hektarerträge kann beim Sommergetreide mit einer Erntemenge von 160.900 t gerechnet werden (2022: 280.500 t). Der Anbauumfang des Hafers nahm um 14 % ab auf jetzt 15.800 ha. Mit einem zu erwartenden Hektarertrag von knapp 56 dt/ha (Vorjahr 75 dt/ha) würde die Erntemenge um 50.400 t unter dem Vorjahreswert liegen. Die Sommerweizenfläche sank auf 4.500 ha und die der Sommergerste auf 8.100 ha (jeweils um minus 41 %).

Die Anbaufläche des weiter stark nachgefragten Winterrapses belief sich auf 83.500 ha und konnte damit im zweiten Jahr in Folge eine deutliche Zunahme verzeichnen, in diesem Jahr um knapp 12 %. Sie liefert voraussichtlich eine Erntemenge von 318.200 t, das sind gut 3 % weniger als 2022. Der durchschnittliche Hektarertrag wird momentan auf 38 dt/ha prognostiziert und würde damit unter dem Vorjahreswert liegen (–13 %).

Hülsenfrüchte zum Drusch wurden auf 13.800 ha ausgesät (–5 %). Deren größter Flächenanteil entfiel auf die Ackerbohnen, ihr Anbauumfang wurde um knapp 5 % auf 11.800 ha ausgeweitet. Der Anbau von Hackfrüchten, wie zum Beispiel Kartoffeln und Zuckerrüben, verzeichnete einen Rückgang um knapp 4 % auf 16.900 ha.

Silomais ist trotz einer Reduzierung um knapp 4 % auf 157.700 ha weiterhin die flächenstärkste Ackerkultur in Schleswig-Holstein. Aufgrund von Fördervorgaben wird er dieses Jahr auch verstärkt in Mischkultur, zum Beispiel mit Sonnenblumen, angebaut.

Der Grasanbau auf dem Ackerland hingegen nahm mit 26.800 ha weniger Fläche ein als im Vorjahr (–8 %), und auch die Brachflächen auf dem Ackerland gingen um 8 % auf 11.800 ha zurück. Das Dauergrünland bedeckte fast unverändert 320.300 ha der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Die endgültigen Erntemengen für Getreide und Raps können von dieser ersten Schätzung abweichen. Diese Prognose beruht auf den Angaben der amtlichen Ernteberichterstattenden zum Stand Ende Juni 2023 und den vorläufigen Ergebnissen der diesjährigen Bodennutzungshaupterhebung.

Cora Haffmans, Statistikamt Nord
Daniela Rixen, Landwirtschaftskammer SH