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Jakobskreuzkraut: eine einheimische Pflanze mit ökologischem Wert

Korbblütler ist auch ein wachsendes Problem

Jedes Jahr im Juli, wenn die leuchtend gelben Blüten Brachen, Straßenränder und Extensivweiden prägen, ist die Aufregung über die vermeintliche Gefahr groß. Foto: Ingken Wehrmeyer, Landwirtschaftskammer SH

Das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea), kurz JKK, gehört zur Familie der Korbblütler und zur Gattung der Greis- oder Kreuzkräuter. Alle Arten dieser Gattung enthalten Pyrrolizidinalkaloide (PAs), die im tierischen Organismus zu giftigen Substanzen umgewandelt werden. Diese Gifte können irreversiblen Schäden an Leber und Stoffwechsel verursachen. Sie reichern sich mit jeder aufgenommenen Dosis an und wird im Gegensatz zu manchen anderen Substanzen nicht abgebaut. Akute Vergiftungen sind selten, doch chronische, schwer erkennbare Vergiftungen stellen ein größeres Problem dar.

Pferde reagieren besonders empfindlich gegenüber den PAs, gefolgt von Rindern. Schafe und Ziegen zeigen in der Regel weniger starke Reaktionen. Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover ergab, dass Schafe erhebliche Mengen JKK ohne erkennbare Gesundheitsschäden fressen können. Im frischen Zustand werden die Pflanzen aufgrund ihrer bitteren Inhaltsstoffe meist gemieden. Doch im getrockneten oder silierten Zustand, etwa im Heu oder in Silage, werden die Bitterstoffe abgebaut, während die Giftstoffe erhalten bleiben. Junge, unerfahrene Tiere fressen gelegentlich auch frische Pflanzen, was das Risiko erhöht.

Für Menschen besteht nur beim Verzehr von Honig aus Regionen mit hohem JKK-Vorkommen eine geringe Gefahr. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung ist eine akute Gesundheitsgefährdung durch PAs im Honig jedoch sehr unwahrscheinlich. Belasteter Honig wird in Deutschland sehr selten nachgewiesen.

Merkmale des Jakobskreuzkrauts

Das Jakobskreuzkraut lässt sich anhand der folgenden Merkmale leicht erkennen:

Leuchtend gelbe Blütenköpfchen, 15 bis 20 mm groß, in dichten, schirmförmigen Rispen

13 gelbe Zungenblüten pro Blütenkopf

Kantiger, gedrillter, starker Stängel, oft mit rotem Überlauf

Wuchshöhe zwischen 30 und 120 cm

Hüllblätter mit schwarzer Spitze

Fiederteilige, wechselständige Blätter mit spinnwebartigem Flaum auf der Unterseite

Ein charakteristischer, strenger Geruch beim Zerreiben der Blätter

Nach der Blüte bildet die Pflanze flugfähige Samen, die wie beim Löwenzahn vom Wind verbreitet werden.

Ökologische Bedeutung und Verbreitung

Das Jakobskreuzkraut ist eine heimische Pflanze und wichtige Nahrungsquelle für viele Insekten und somit ein wichtiger Bestandteil des heimischen Ökosystems. In den letzten Jahren wurde jedoch eine verstärkte Ausbreitung beobachtet, was auf verschiedene Faktoren zurückgeführt wird. Zum einen kommt es bei der Extensivierung der Bewirtschaftung vorübergehend zu einem vermehrten Auftreten von JKK, bis sich ein ökologisches Gleichgewicht eingestellt hat. Zudem schafft die Zunahme trockener Witterungsbedingungen günstige Bedingungen für das Wachstum. Zum anderen kann die Einführung nicht-heimischer Genotypen in Saatgut für Begrünungen die Verbreitung begünstigen.

Das Jakobskreuzkraut bevorzugt sonnige, eher trockene Standorte wie Böschungen, Weg- und Waldrändern, Ödland, Kies- und Geröllflächen, Autobahnstreifen sowie extensiv genutztes Grünland und wenig gepflegte Weiden. Auf intensiv gepflegten, gut bewirtschafteten Flächen mit regelmäßiger Düngung und Nachsaat ist die Verbreitung eher gering.

Eine vollständige Ausrottung des JKK ist weder möglich noch ökologisch sinnvoll, da es Teil des heimischen Ökosystems ist und indirekt auch Vögeln, Amphibien, Reptilien und Kleinsäugern zugutekommt, die sich von Insekten ernähren. Die Regulierung sollte sich daher auf landwirtschaftlich genutzte Flächen konzentrieren.

Präventive Maßnahmen und Pflege

Die wichtigste Strategie im Umgang mit dem JKK ist die Prävention. Auf intensiv gepflegtem Grünland, das regelmäßig gemäht, gedüngt und nachgesät wird, hat die Pflanze kaum eine Chance. Eine dichte Grasnarbe und das schnelle Schließen von Lücken durch Nachsaat verhindern die Keimung. Überweidung, Tritt- oder Narbenschäden sollten vermieden werden, da diese die Ausbreitung begünstigen können.

Einzelne Pflanzen sollten frühzeitig entfernt werden. Die regelmäßige Kontrolle der Flächen im Frühjahr ist unerlässlich. Bei geringem Befall können sie durch Ausstechen im vegetativen Stadium oder durch Ausziehen und Ausreißen vor der Samenbildung entfernt werden. Die manuelle Entnahme ist eine effektive Methode, um JKK bei vereinzelten Vorkommen zu bekämpfen. Wichtig ist, die Pflanzen vollständig zu entfernen, um ein erneutes Austreiben zu verhindern.

Schutz für das Tierwohl

Erntegut von Grünland Jakobskreuzkrautvorkommen darf weder als Futter noch als Einstreu genutzt werden. Die giftigen PAs können bei Tieren schwere Vergiftungen verursachen. Eine sorgfältige Kontrolle und Entfernung der Pflanze in erster Linie auf Futterflächen, aber auch auf Weiden ist daher unerlässlich. Ein gutes Grünlandmanagement mit angepasster Nutzung und Düngung, regelmäßiger Pflege und Nachsaat ist die wirksamste Maßnahme, um einer Ausbreitung des JKKs vorzubeugen.

Dr. Maria Hagemann, Nils Bols Landwirtschaftskammer SH