Aktuelles

EU-Referenzzentrum für gefährdete Nutztierrassen gegründet

Die Vielfalt der Nutztierrassen ist weltweit stark bedroht – allein in Deutschland betrifft dies 72 Prozent der einheimischen Rassen. Um den Erhalt gefährdeter Pferde-, Esel-, Rinder-, Schweine-, Schaf- und Ziegenrassen in ihren Mitgliedstaaten zu stärken, hat die EU zum 01. Januar 2023 das neue Referenzzentrum für gefährdete Nutztierrassen gegründet. Geleitet wird es vom niederländischen Institut Wageningen Livestock Research (WLR) zusammen mit dem Institut de l’Élevage (IDELE) aus Frankreich sowie dem Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

 

Fotoquelle: EURC-EAB

Angler Sattelschweine - eine gefährdete Nutztierrasse in Schleswig-Holstein - gilt als robust, anspruchslos und stressresistent. Foto: pixabay

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und die BLE engagieren sich national und international bereits stark für die Erhaltung der Nutztierrassenvielfalt. „Mit dem neuen European Union Reference Centre for Endangered Animal Breeds, kurz EURC-EAB, stärken wir die Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Zuchtverbänden der EU-Mitgliedstaaten,“ fasst Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der BLE, die Arbeit des Referenzenzentrums zusammen. „Es geht um den Austausch von Erfahrungen und Lösungsansätzen, was wir gemeinsam und konkret für gefährdete Nutztierrassen tun können.“

Vom Gleichen sprechen: Kriterien und Definitionen harmonisieren
Besonderes Augenmerk wird das Konsortium darauf legen, die in der Tierzuchtverordnung verankerten Sonderregelungen für bedrohte Nutztierrassen umzusetzen. Hierzu zählen beispielsweise die vereinfachte Aufnahme von Tieren in Zuchtbücher, um die Nutztierrassenvielfalt und die genetische Diversität innerhalb einer Rasse zu erhalten. Dazu müssen unter anderem Definitionen und Kriterien für den Gefährdungsstatus einer Rasse EU-weit harmonisiert werden – diese werden zunächst in einer europaweiten Umfrage erfasst.

Um den internationalen Austausch zu erleichtern, finden die zuständigen Behörden der EU-Mitgliedstaaten, die für die Tierzuchtverordnung Verantwortlichen und die Tierzuchtverbände, die zur Erhaltung der gefährdeten Nutztierrassen beitragen, wissenschaftliche und technische Informationen auf der neuen Internetseite www.eurc-eab.eu

Enge Zusammenarbeit mit Europäischem Netzwerk
Das Referenzzentrum für gefährdete Nutztierrassen als EU-Organ wird eng mit dem Europäischen Netzwerk für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung tiergenetischer Ressourcen (European Regional Focal Point for Animal Genetic Resources, ERFP) zusammenarbeiten. Über ERFP, in dem die Experten und Expertinnen der europäischen Region mitwirken, wird umfangreiches Wissen zur Erhaltung bedrohter Rassen in die Arbeit des EURC-EAB einfließen.
Im Rahmen einer Fachsitzung bei der Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wurde das neue EU-Referenzzentrum und seine Arbeit in einem Live-Webcast vorgestellt.

pm BLE