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Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft nimmt Methanausstoß in der Milchviehhaltung in den Fokus

Um herauszufinden, wie sich spezielle Futtermittelzusätze auf die Klimabilanz von Milchkühen auswirken, hat das Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft ein erstes Modell- und Demonstrationsvorhaben, das den Einsatz von Methaninhibitoren in den Blick nimmt, auf den Weg gebracht. Durchgeführt wird das Projekt von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) am Standort Futterkamp. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz überreichte heute (18. Dezember) zum Start einen Förderbescheid in Höhe von rund 186.000 Euro an LKSH-Präsidentin Ute Volquardsen in Blekendorf.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz übergibt den Förderbescheid an die Projektverantwortliche Dr. Imme Dittrich und an Kammerpräsidentin Ute Volquardsen (v.r.). Foto: Isa-Maria Kuhn

„Die Tierproduktion ist und bleibt ein wichtiger Betriebszweig in Schleswig-Holstein. Gleichzeitig ist die tierische Erzeugung mit hohen Treibhausgasemissionen verbunden. Hier wollen wir mit unserem Projekt ansetzen und Praxiserfahrungen für unsere Landwirtinnen und Landwirte im Land sammeln. Mit dem Kompetenzzentrum haben wir einen Rahmen geschaffen, um Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels zu entwickeln und den Wissenstransfer in die Fläche zu beschleunigen. Als Landesregierung haben wir die Verantwortung, unsere Landwirtinnen und Landwirte dabei zu unterstützen, Treibhausgas-Emissionen weiter zu reduzieren - und sie fit für die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels machen. Gerade mit Blick auf das Koalitionsziel: bis 2040 das erste klimaneutrale Industrieland zu werden“, sagte Schwarz. Dafür müssen Landwirtschaft, Naturschutz, Wissenschaft und Verwaltung eng vernetzt zusammenarbeiten. Ziel sei es, so einen Beitrag zur klimaschonenden Milchproduktion zu leisten, so der Minister.

LKSH-Präsidentin Ute Volquardsen ergänzte: „Das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp ist seit jeher ein wichtiger Versuchsstandort der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Ziel der durchgeführten Versuche und Erprobungen ist es, stets die Nähe zur Praxis zu wahren und beispielsweise nur Futtermittel und Zusätze zu nutzen, die als solche zugelassen und auf dem Markt erhältlich sind. Dadurch wird den Landwirtinnen und Landwirten in Schleswig-Holstein ermöglicht, Erprobtes einzusetzen, um im eigenen Betrieb ähnliche Ergebnisse zu erzielen. Die Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft baut genau auf diesem Prinzip auf. Ziel ist es, den Methanausstoß der Milchproduktion zu reduzieren und gleichzeitig aufzuzeigen, wie diese Veränderung sichtbar gemacht werden kann.“

Methan zählt zu den klimarelevanten Treibhausgasen und entsteht in erster Linie in der Tierhaltung als Abbauprodukt bei der Wiederkäuerverdauung und zu kleineren Anteilen bei der Lagerung von Wirtschaftsdüngern. Mit 47 Prozent sind die Methanemissionen aus der Tierhaltung die größte Eintragsquelle des Sektors Landwirtschaft. „In den letzten Jahren sind daher vermehrt Zusatzfuttermittel zur Reduktion der Methanemissionen in der Rinderhaltung entwickelt worden. Bislang bestehen in der praktischen Landwirtschaft jedoch kaum Erfahrungen in Bezug auf deren Einsatz und Effekte. Für eine breite Akzeptanz in der landwirtschaftlichen Anwendung brauchen wir aber genau das“, sagte Schwarz.

Zum Projektstart wird zunächst der Methanausstoß der Futterkamper Milchviehherde auf Basis bereits erfasster Daten abgeleitet. Berücksichtigt werden dabei unter anderem Parameter wie Milchfettsäuren, Milchleistung und Fütterung. In einem zweiten Schritt folgt ein Fütterungsversuch mit dem Futtermittelzusatzstoff Bovaer, der laut Herstellerangaben den Methanaustoß um 30 Prozent senken soll. Parallel dazu werden regelmäßig tierindividuelle Methanmessungen durchgeführt. Erfasst und ausgewertet werden neben den Methanmessungen unter anderem auch die Milchleistung der Tiere, Futter- und Wasseraufnahme sowie die Wiederkau-Aktivität.

Hintergrund:

Um den Herausforderungen des Klimawandels auf die schleswig-holsteinische Landwirtschaft zu begegnen, hat das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) im Juni dieses Jahres ein von einem Experten-Netzwerk getragenes Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft ins Leben gerufen.

Neben einer Veranstaltungsreihe für Landwirtinnen und Landwirte zur „Zukunft der Landwirtschaft in den Niederungen“, befasst sich das Kompetenzzentrum unter anderem mit der Fragestellung zu den ökonomischen Auswirkungen einer angepassten Moorbewirtschaftung. Hierzu wurden zwei Gutachten auf den Weg gebracht und abgeschlossen. Aktuell befinden sich weitere Projekte in der Bearbeitung, wie beispielsweise zu alternativen Energiekonzepten in der Landwirtschaft, im Bereich der Bildungsarbeit sowie zu Klimaanpassungsmaßnahmen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.schleswig-holstein.de/klimakompetenzzentrum