Niedrige Kälberpreise, wie sie aktuell gezahlt werden, sind für viele Betriebe eine zusätzliche Belastung. Die wirtschaftliche Situation verschärft sich noch weiter, wenn junge Kälber für sehr wenig Geld verkauft werden müssen, sodass die bis dahin entstandenen Kosten nicht annähernd gedeckt werden können. Dennoch gilt es jedem Kalb einen guten Start zu geben, da besser entwickelte Kälber auch höhere Verkaufserlöse erzielen.
In jedem Fall müssen die gesetzlichen Mindeststandards* eingehalten werden. Denn jeder Tierhalter trägt eine Fürsorgepflicht für jedes seiner Tiere, es vor Schmerzen, Leiden oder Schäden zu bewahren und es angemessen unterzubringen, zu pflegen und zu ernähren.
In Deutschland verpflichtend vorgeschrieben sind folgende konkrete Maßnahmen* für die ersten Lebenswochen:
Die gute fachliche Praxis sieht Tränkemengen von über 10 Litern pro Tier und Tag vor. Diese wirken sich positiv auf Wachstumsraten, Tiergesundheit und Wohlbefinden aus. Schwerere Tiere erzielen zudem bessere Mastleistungen und werden daher auch vom Viehhändler höher bezahlt, sodass sich der Aufwand bzw. die Mehrkosten lohnen.
Um langfristig die Kälberaufzucht zu optimieren, sollten nur so viele Reinzuchtkälber der Milchrassen erzeugt werden, wie der Betrieb für die Remontierung benötigt. Viele Betriebe setzen inzwischen gesextes Sperma ein, um eine weibliche Nachzucht von ihren besten Kühen zu bekommen oder um sicher zu stellen, dass Färsen aufgrund der in der Regel kleineren Kuhkälber einen leichten Kalbungsverlauf haben.
Um einem Überschuss von Reinzuchtkälbern entgegen zu wirken, hat sich der Einsatz von Fleischbullen bestens bewährt. Das Sperma ist günstiger und die Kreuzungskälber können besser vermarktet werden. Für Betriebe mit höheren Leistungen ist eine weitere Möglichkeit die Anzahl der Kälber pro Jahr zu senken, indem die Zwischenkalbezeit bewusst verlängert wird. Diese tierindividuellen Entscheidungen haben bewiesenermaßen wirtschaftliche Vorteile. Unter anderem kann die Milchproduktion je Laktation gesteigert, der Besamungserfolg erhöht und die Kälberaufzuchtkosten durch weniger Kälber pro Jahr verringert werden.
* Tierschutzgesetz, Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung
* Tierschutzgesetz, Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung